Der mittlerweile fast zwei Monate andauernde Krieg im Nahen Osten zeigt auch in Deutschland Wirkung: Sowohl antisemitische als auch antimuslimische Vorfälle sind seit dem 7. Oktober sprunghaft angestiegen. 

Beide Organisationen berichten, die Zahl der jeweiligen Vorfälle übertreffe bereits jetzt die Gesamtzahlen vom Vorjahr. Die beiden Berichte geben jeweils den Stand Ende November wieder.

Brandsätze auf Synagoge, Drohschreiben an Moscheen

Sowohl RIAS als auch CLAIM nennen konkrete Beispiele für die dokumentierten Fälle: 

  • In Berlin wurde eine Schülerin in Berlin aufgrund einer Kette mit der Aufschrift "Allah" von mehreren Mitschülerinnen körperlich angegriffen.
  • Ebenfalls in Berlin wurde ein muslimisch gelesener Mann beim Verlassen eines Busses als Terrorist beschimpft und mit Schlägen gegen den Kopf traktiert.
  • In Berlin wurden zwei Brandsätze auf ein jüdisches Gemeindezentrum geworfen, indem neben einer Synagoge auch eine Schule und eine Kita untergebracht sind.
  • Bundesweit haben Moscheen Drohschreiben, eingepackt mit Fäkalien, verbrannten Koranseiten und Schweinefleisch erhalten.

CLAIM vernetzt 50 muslimische und nichtmuslimische Akteure der Zivilgesellschaft und will eine breite gesellschaftliche Allianz gegen antimuslimischen Rassismus, Islam- und Muslimfeindlichkeit bilden. Der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus e.V. verfolgt das Ziel, mithilfe eines Meldeportals bundesweit eine einheitliche zivilgesellschaftliche Erfassung und Dokumentation antisemitischer Vorfälle zu gewährleisten.

Antisemitismus und Muslimfeindlichkeit zusammen bekämpfen

Bisher werden die beiden Phänomene in Deutschland nur selten zusammengedacht. Die beiden jeweiligen Berichte sind unabhängig voneinander entstanden und verwenden unterschiedliche Methoden. So fließen bei CLAIM keine Online-Taten wie Hassrede oder Äußerungen bei Demonstrationen ein. 

Rima Hanano von CLAIM betonte in einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk jedoch kürzlich, es sei wichtig, Antisemitismus, antimuslimischen Rassismus und alle anderen menschenfeindlichen Ideologien gemeinsam zu bekämpfen:

"Wo Antisemitismus erstarkt, erstarken auch antimuslimischer Rassismus und andere menschenfeindlichen Ideologien – und umgekehrt."

Juden und Jüdinnen, Muslim*innen und migrantisch gelesene Menschen in Deutschland seien sehr besorgt, hätten berechtigte Angst und fühlten sich bedroht.

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