Was ist Klimafasten

T-Shirts aus China, in fünf dicke Plastik-Schichten verpackte Fruchtbonbons und jede noch so kurze Strecke mit dem Auto zu fahren – nicht zu Unrecht steht das alles in der Kritik. Viele Menschen, zu denen ich mich mitzähle, nehmen die Fastenzeit zum Anlass, all jene klimaschädlichen Routinen auf den Prüfstand zu stellen. Plastikfasten, Fleischfasten, Autofasten, Konsumfasten sind Möglichkeiten des Klimafastens und durchaus beliebt.

"So viel du brauchst"

Ein Bündnis aus verschiedenen Landeskirchen und christlichen Hilfswerken ruft zum Klimafasten auf. Vom Aschermittwoch bis zum Ostersonntag ermutigt für die Aktion unter dem Motto "So viel du brauchst …" zum sparsamen Umgang mit Ressourcen.

"Lassen Sie uns achtsam mit Gottes Schöpfung umgehen und einen verantwortungsvollen, klimagerechten Lebensstil entdecken", erklären die Organisator*innen ihr Ziel auf der Website. Dazu gibt es jede Woche einen Themenvorschlag mit konkreten Handlungsanweisen.

Ich mache es nicht fürs Klima

Aber für wen oder was verzichtet man da eigentlich auf all das, was vorher noch normal schien? Wie der Name verrät, geht es ums Klima. Das hört man oft. Dieses oder jenes sollte man jetzt am besten nicht mehr machen und zwar fürs Klima.

Aufs Autofahren zu verzichten und C02 einzusparen, natürlich hilft das dem Klima. Ich finde aber, dass das Ziel dabei so unkonkret ist, dass man dabei weder ein festes Ziel im Auge hat noch die direkten Folgen sehen kann. Stattdessen fastet man doch in erster Linie für sich selbst. Aus moralischer Überzeugtheit, der finanziellen Lage wegen oder einer bewussten Ernährungsumstellung. Denn zu viel Fleisch ist ungesund und übermäßiger Konsum auf Dauer zu teuer. 

Kein Verzicht, sondern Gewinn

Was bedeutet es also für das Klima oder viel mehr für sich selbst auf umweltschädliche Routinen zu verzichten? In erster Linie ist diese Art von Fasten viel mehr ein Ja als ein Nein.

Es bedeutet nämlich Ja zu sagen. Ja zu mehr Tierwohl sowie einer energiesparender und klimagerechter Lebensweise. Fleisch schmeckt umso besser und exklusiver, je seltener man es isst. Vieles, was man kauft, landet irgendwann kaum benutzt im Keller – oder direkt im Müll. 

Worum es beim Klimafasten eigentlich geht

Zusätzlich müssen wir uns bewusst werden, dass die individuelle Anstrengung, so löblich sie sein mag, die Welt nicht verändern wird. Zumindest nicht die gesamte Welt. Einzelne persönliche Maßnahmen können zwar den eigenen Fußabdruck mindern, sind jedoch  im Gesamtkontext nur sehr kleine Schrauben.

Verändern können sie aber die eigene Welt, denn beim Klimafasten geht es vor allem ums Bewusstsein und bewusst werden. Bewusst werden, was einem persönlich vielleicht gar nicht so gut tut, wie beispielsweise übermäßiger Konsum.

Fasten muss man sich leisten können

Dabei muss auch klar sein, dass Fasten in gewisser Weise einen Luxus darstellt, und das auf zwei Weisen. Zum einen braucht es immer Zeit und Anstrengung, sein Leben umzustellen. Egal, ob man dabei besonders drastisch oder nur minimal vorgeht. In einem lesenswerten Artikel meiner Kollegin Larissa Launhardt, erklärt sie dazu, warum es angebracht sein kann, aufs Fasten selbst zu verzichten.

Zum anderen ist ein klimabewusstes Leben eine teure Angelegenheit und in manchen Bereichen nicht umsetzbar. Bio-Lebensmittel sind im Vergleich zu konventionellen teurer und wer auf das Auto angewiesen ist, kann nicht einfach den ÖPNV nutzen.

Das alles sollte jedoch kein Ausschlusskriterium sein, dort zu fasten, wo es eben doch möglich ist. Aus welchen Gründen auch immer man das Klimafasten für sich ausprobiert und wie konsequent man dabei vorgeht, ist egal. Und es einfach zu versuchen, kann sicherlich nicht schaden. 

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