Fasten bedeutet für mich, dass ich auf etwas verzichten muss. Auf etwas, auf das ich eigentlich überhaupt nicht verzichten möchte – und das für lange sieben Wochen.

Das ist zumindest das Konzept, das ich kennengelernt und in meinem Umfeld beobachtet habe. Die wenigen Male, in denen ich mich selbst daran versucht habe, auf Süßigkeiten zu verzichten oder gar über die Ostertage komplett auf feste Nahrung zu verzichten, bin ich an irgendeiner Stelle gescheitert – und das resultierte unweigerlich in einem Gefühl des Versagens.

Der Gipfel der Selbstgeißelung sozusagen.

Inzwischen habe ich gelernt, dass es beim Fasten nicht vorrangig darum geht, sich selbst zu quälen. Meine Kollegin Barbara Krauße hat das kürzlich erst noch einmal in einem Artikel auf den Punkt gebracht.

Noch mehr Verzicht?

Trotzdem kann ich mich auch in diesem Jahr nicht zum Fasten entschließen. Da ich ein kleines Kind habe, verzichte ich seit 1,5 Jahren auf extrem viel. Darauf, länger als bis 6 Uhr (oder oft auch 5 Uhr) zu schlafen zum Beispiel. Oder darauf, länger als zwei Minuten in Ruhe auf der Couch sitzen zu können. Oder darauf, alleine aufs Klo zu gehen. Oder darauf, genau das zu machen, was und wann ich es will.

Das mag nach Kleinigkeiten klingen, ist in Summe aber eine massive Einschränkung.

Ressourcen für weiteren Verzicht habe ich in diesem Jahr also realistisch betrachtet keine übrig, weshalb ich beschlossen habe, mir auch keine weiteren Einschränkungen aufzuerlegen, sondern mich auf das zu konzentrieren, was die Fastenaktion der evangelischen Kirche "7 Wochen ohne" in den Fokus rückt: Nicht zu verzagen.

Das Motto in diesem Jahr lautet: "Leuchten! Sieben Wochen ohne Verzagtheit." Es geht im weitesten Sinne darum, Licht zu sehen und schließlich selbst zu leuchten. Auf das zu blicken, was trägt und Kraft gibt.

Das ist etwas, womit ich mich identifizieren kann. Leuchtende, fröhliche Momente zu schaffen, Mut zu fassen und Leichtigkeit auszustrahlen. Mit dem Wunsch, dass ich aus dieser Fastenzeit mit einem positiven Gefühl abschließe.

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