Die Pionierin für ordinierte Frauen
Theologisch konservativ im besten Wortsinn, engagiert für das Wort Gottes und nah bei den Menschen - so lässt sich die scheidende Bayreuther Regionalbischöfin Dorothea Greiner charakterisieren. Sie war aber auch eine Pionierin für ordinierte Frauen in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB), als sie 1999 als erste Frau zur Oberkirchenrätin wurde. Nachdem sie zuerst für Aus- und Weiterbildung und dann fürs Personal zuständig war, wurde sie 2009 Regionalbischöfin. Die vielen Gottesdienste und auch der Kontakt mit den Menschen haben sie glücklich gemacht, sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Sie sei mit sich und ihrer Kirche "ganz und gar im Reinen", wenn sie bald in den Ruhestand trete, hatte Greiner am Rande der Frühjahrstagung der Landessynode in Coburg gesagt. Als Oberkirchenrätin in München und später auch als Regionalbischöfin stand sie immer wieder vor großen Herausforderungen. Eine der größten und schmerzhaftesten sei die Einsparung von 28 Millionen Euro im kirchlichen Personalhaushalt Anfang der 2000er Jahre gewesen. In all diesen Situationen habe ihr der Glaube geholfen, sagt die Oberkirchenrätin: "Er ist krisenerprobter und bewusster geworden. Die Liebe zu Jesus Christus hat sich vertieft."
Großen Einsatz zeigte die scheidende Regionalbischöfin immer wieder in ihrem Engagement für Geflüchtete. "Wir haben eine Flüchtlingsunterkunft besucht und ich habe mit den Menschen gebetet. Sie haben geweint, weil das endlich jemand mit ihnen gemacht hat", erinnert sie sich. Um Christen und Muslimen, die konvertieren wollten, eine spirituelle Heimat zu bieten, entstanden die internationalen Gottesdienste in Bayreuth. "Sie sind mit leuchtenden Augen nach vorn gekommen und haben sich von einer Frau mit Kreuz auf der Brust segnen lassen." Da habe sie sich gedacht: "Mein Gott, was ist das für ein Schatz!", sagte Greiner.
Dorothea Greiners Werdegang
Greiners Kindheit und Jugend waren stark geprägt von ihrem Vater, einem "liebevollen Laienprediger" in der Landeskirchlichen Gemeinschaft, wie sie sagt. Wichtig war außerdem der Christliche Verein Junger Menschen (CVJM), in dem sie Verantwortung übernommen und Gemeinschaft erlebt hat. Ihr Weg zur wissenschaftlichen Theologie habe in Gesprächen mit ihrem Gemeindepfarrer begonnen. "Dorle, Du könntest eigentlich Theologie studieren", habe er einmal zu ihr gesagt. "Meine Eltern meinten, ich solle auf eine Bibelschule; doch ich war zu freiheitsliebend und wollte mir in Auseinandersetzung mit der Bibel meine eigene Überzeugung bilden."
Während des Theologiestudiums lernte Dorothea Greiner ihren späteren Mann Gottfried kennen. Ab 1986 absolvierte sie ihr Vikariat zunächst im Dekanatsbezirk Coburg. 1988 wurde sie zur Pfarrerin ordiniert und teilte sich mit ihrem Mann eine Pfarrstelle im Dekanat Neu-Ulm. Danach arbeitete Greiner, die auch immer schon gerne musiziert und gesungen hat, am Predigerseminar in Bayreuth. Heute spielt sie etwa Posaune und Alphorn. Gemeinsam hätten sie und ihr Mann die Herausforderungen von Alltag und Familie gemeistert und zogen zwei Kinder groß, berichtet sie. 1993 entschloss sich Greiner zur Promotion. Ihr Thema: Segen und Segnen.
Ihrer Landeskirche attestiert Greiner durchaus Reformbereitschaft. "Sie ist weniger patriarchal geprägt, leitet kooperativer und arbeitet strukturierter", findet Greiner. Doch es gebe auch noch Reformbedarf. Zur Diskussion um Frauen in Leitungspositionen, die gerade durch die - vorerst - gescheiterte Besetzung ihrer frei werdenden Stelle Fahrt aufgenommen hat, hat Greiner eine Meinung: "Zahlenmäßig haben wir Frauen aufgeholt, aber sind immer noch in der Leitung unterrepräsentiert." Die Leitung durch Frauen sei zwar eine Selbstverständlichkeit geworden,
"trotzdem wird Frauenförderung noch viele Jahre ein Thema bleiben müssen".
Wohlverdienter Ruhestand
Für ihren Ruhestand hat sich Dorothea Greiner vorgenommen, viel zu wandern, Gottesdienste in vakanten Gemeinden zu halten, Zeit mit ihren Enkelkindern zu verbringen und kleinere Projekte wie die Seelsorge in einem Hotel zu übernehmen. Offiziell verabschiedet wird sie bereits an diesem Sonntag (28. Juli), ihre Zeit im Amt endet aber erst am 31. Oktober. Dazwischen liegt noch viel Resturlaub, Büro aufräumen und etliche nicht öffentliche Termine. Am Reformationstag wird sie ein "allerletztes Mal" als Regionalbischöfin auf die Kanzel steigen: in Münchberg wird sie nochmals Gottesdienst halten.
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