Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat ihren neuen Gleichstellungsatlas vorgestellt. Die aktualisierte Ausgabe liefert umfassende Daten zur Geschlechterverteilung in kirchlichen Leitungspositionen und zeigt: Während Frauen in einigen Bereichen Fortschritte erzielen konnten, bleibt ihr Anteil in den höchsten kirchlichen Ämtern weiterhin gering.

Leichte Fortschritte, aber noch kein Durchbruch

Laut den aktuellen Zahlen sind Frauen in mittleren Leitungspositionen mit 31 Prozent vertreten – ein Anstieg um 10 Prozentpunkte im Vergleich zu 2015. Dennoch liegt die evangelische Kirche damit noch weit von einer Geschlechterparität entfernt. In den Spitzenpositionen zeigt sich das Ungleichgewicht besonders deutlich: Hier bleibt der Anteil von Frauen deutlich hinter den Erwartungen zurück.

Die EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs äußerte sich kritisch zu den Ergebnissen:

"Das ist keine erfreuliche Botschaft und zeigt einmal mehr, dass Fragen von Gleichstellung und Vielfalt stärker in den Fokus rücken müssen."

Die aktuellen Zahlen seien ein klarer Auftrag, das Engagement für mehr Geschlechtergerechtigkeit nicht nur fortzuführen, sondern zu intensivieren.

Hierarchien bleiben männlich geprägt

Eine altbekannte Tendenz setzt sich auch in diesem Gleichstellungsatlas fort: Je höher die Hierarchieebene, desto niedriger der Frauenanteil. Während Frauen in mittleren Leitungspositionen langsam aufholen, dominieren in den Spitzenämtern weiterhin Männer. Lediglich in den Synoden der EKD und der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) sind Frauen vergleichsweise stark vertreten.

Eine positive Entwicklung zeigt sich hingegen im Pfarrberuf. Der Frauenanteil unter Theologiestudierenden beträgt inzwischen 61 Prozent, im Vikariat liegt er bei 52 Prozent. Dies deutet darauf hin, dass sich das Geschlechterverhältnis in diesem Bereich langfristig weiter angleichen könnte.

Kirchenmusik bleibt Männerdomäne

Deutlich anders stellt sich die Situation in der Kirchenmusik dar. Hier sind Frauen insbesondere in den höher dotierten Vollzeitstellen weiterhin stark unterrepräsentiert. Bei den A-Stellen in Vollzeit beträgt ihr Anteil lediglich 24 Prozent. Dies zeigt, dass gerade in den traditionellen, häufig mit Prestige verbundenen Berufsfeldern der Kirche nach wie vor große Ungleichgewichte bestehen.

Der neue Gleichstellungsatlas aktualisiert nicht nur die Daten der ersten Ausgabe von 2015, sondern nimmt auch zusätzliche Bereiche in den Blick, darunter die Kirchenmusik. Darüber hinaus kündigte die EKD an, das Thema sexuelle und geschlechtliche Vielfalt in einem eigenen Ergänzungsband vertieft zu behandeln.

Kommentare

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Ingrid Müller am So, 16.03.2025 - 07:49 Link

Warum gibt es Hierarchie in der Kirche?
Warum gibt es gut und schlecht bezahlte Posten.
Die gut bezahlten sind erstrebenswert und werden gern von Maenern angenommen?
Es sollte nur PredigerInnen geben in der Kirche.
Für Verwaltung und Baumassnahmen der Institution Kirche braucht es kein Theologiestudium.
Mehr Frauen kann man fordern.
In der Evangelischen Kirche ist aber alles moeglich.
Anderswo nicht.

Florian Meier am Sa, 08.03.2025 - 12:03 Link

Über all der Gleichmacherei sollte vielleicht nicht der Inhalt des Ganzen vergessen werden? Es spielt schon eine Rolle, ob Frauen oder Männer predigen, aber es gibt in beiden Geschlechtern Vertreter, die an der Welt und Gemeinde vorbeireden und solche die den Punkt genau treffen, so dass ihre Worte tagelang nachklingen. Die letzteren Predigten kamen zuletzt in den mir erinnerlichen Fällen von zwei Frauen. Ich war wirklich beeindruckt. Von der ersten Kategorie waren aber auch einige vorhanden, die ich theologische grauslich schlecht und lebensfremd fand. Statt also immer wieder bekannte Statistiken zu wälzen - aktuelle Führungskräfte sind zahlenverliebt - würde ich mir eine etwas tiefergehende Analyse wünschen: Natürlich ist es ein Problem, wenn Ehrenamtliche großteils Frauen und der big boss ein Kerl ist. Wenn aber der durch eine Frau ersetzt wird, ist damit zwar vielleicht mehr Gerechtigkeit im Sinne der Repräsentation der Arbeitenden erzielt, aber die Inbalance ist noch größer, wenn Kirche für Männer nur auf Chefposten interessant ist und man damit zuletzt auch noch aufräumt. Stattdessen wäre es doch auch spannend auf der Laienebene breiter aufgestellt zu sein. Ich finde stark gemischte Kreise und Veranstaltungen oft interessanter, auch wenn es für Männer durchaus auch einmal lehrreich sein kann nur Frauen zuzuhören. Bodenfegen, Kuchen backen und Geschirr abwaschen können Männer heute meist auch. Frauenkreise gibt es viele, aber kirchliche Männerrunden? Es hat wohl auch mit der sozialen Initiative der Männer zu tun...