Der Tod von Papst Franziskus hat weltweit Bestürzung und Anteilnahme ausgelöst. Vertreter*innen aus Kirche, Politik und Gesellschaft würdigen das Wirken des am Montagmorgen im Alter von 88 Jahren verstorbenen Pontifex – als Zeugen der Liebe Christi, als Anwalt der Schwachen und als Brückenbauer in einer zerrissenen Welt.
Landesbischof Kopp: "Die ganze Welt wird ihn vermissen"
Der bayerische Landesbischof Christian Kopp sagte anlässlich der traurigen Nachricht: "Papst Franziskus geht in die Geschichte der Welt ein." Franziskus habe "aus dem tiefen Glauben an die Liebe Gottes" gelebt und sich deshalb "immer für Gerechtigkeit in allen Teilen der Erde und Hoffnung für die Zukunft" eingesetzt. "Die katholische Weltkirche und die ganze Welt werden ihn sehr vermissen", so Kopp.
In seiner Funktion als Catholica- und Ökumene-Beauftragte der VELKD betonte Kopp außerdem die Bedeutung des Verstorbenen für die Ökumene: "Papst Franziskus trieb die mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil begonnene Aussöhnung mit den Lutheranern voran. Unvergessen bleibt sein Auftritt beim gemeinsamen Gedenken an das Reformationsjubiläum 2016 in Lund, bei dem er seinen hohen Respekt vor Martin Luther bekannte. Er hat einen Weg bereitet, auf dem sein Nachfolger nun weitergehen mag."
Auch der frühere EKD-Ratsvorsitzende und Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen, Heinrich Bedford-Strohm, erinnerte an den Papst, speziell das Engagement des Verstorbenen für Geflüchtete und Schutzbedürftige. Damit, und mit seinem Einsatz für die Bewahrung der Schöpfung, sei Franziskus "ein wahrer Zeuge der Liebe Christi gewesen". Sein Zeugnis inspiriere den Weltkirchenrat, die Arbeit "für Gerechtigkeit, Versöhnung und Einheit fortzusetzen", sagte Bedford-Strohm dem Evangelischen Pressedienst.
Der Münchner Kardinal Reinhard Marx würdigte das verstorbene Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche als "wegweisenden Papst, mutigen Denker und überzeugenden Botschafter der Barmherzigkeit Gottes." Gemäß dem Vorbild des heiligen Franziskus, dessen Namen er sich gegeben hatte, habe er immer die Sorge um die Armen und Schwachen in den Mittelpunkt gestellt.
Lutherischer Weltbund: Stimme für Flüchtlinge und Migranten erhoben
Der Lutherische Weltbund (LWB) betonte die ökumenische und soziale Weite des Papstes. LWB-Generalsekretärin Anne Burghardt erklärte, Franziskus habe sich entschieden für Arme und Menschen am Rand der Gesellschaft eingesetzt. Insbesondere habe er seine Stimme für Migranten, Flüchtlinge, Vertriebene und Asylbewerber erhoben – und politische wie religiöse Führer zum Handeln aufgefordert.
Die Ratsvorsitzende der EKD, Kirsten Fehrs, betonte die Hoffnung, den Frieden und die Barmherzigkeit, die von Papst Franziskus ausgingen. Er sei ein "geistlich von Hoffnung tief durchdrungener Papst" gewesen, der mit berührenden Gesten auf das Elend der Welt aufmerksam machte. Seine frühe Mahnung zur Not der Geflüchteten auf Lampedusa und seine Umwelt-Enzyklika "Laudato si" hätten Maßstäbe gesetzt. "Tief beeindruckend war seine menschliche Nahbarkeit und aufrichtige Bescheidenheit. Er ging stets auf alle Menschen zu. Das ließ ihn zum Segen werden", so Fehrs.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sagte: "Wir trauern um einen großen Papst." Franziskus sei ein Geschenk Gottes für die Kirche gewesen. Er habe während seiner Amtszeit deutlich gemacht, dass es darum gehe, die Barmherzigkeit Gottes "vor allem unter die zu bringen, die Not leiden". Franziskus habe keine strahlende Kirche gewollt, sondern "lieber eine verbeulte Kirche", die in Demut bei den Menschen ist. Mit seinem Stil habe er Türen geöffnet und eine neue Kultur in der Kirche verwurzelt.
Auschwitz-Überlebende: Wehmut und Anerkennung
Das Internationale Auschwitz Komitee würdigte Franziskus als beharrlichen Mahner gegen Antisemitismus und Rassismus. "Auschwitz-Überlebende in aller Welt verabschieden sich mit großer Wehmut, Zuneigung und Anerkennung", erklärte Exekutiv-Vizepräsident Christoph Heubner. Franziskus habe der Welt den Spiegel vorgehalten und für eine Welt ohne Angst vor Fremden und ohne Rassenhass geworben. Für Überlebende sei er ein "Kompass für Menschlichkeit und Menschenwürde" gewesen.
Aus der Politik meldete sich unter anderem Altkanzlerin Angela Merkel zu Wort. Sie nannte Franziskus einen "wahren Freund der Menschen" und erklärte: "Seine Stimme wird fehlen." Besonders die Sprachlosen hätten ihm am Herzen gelegen. "Dabei scheute er sich auch nicht, unbequem zu sein." In Gesprächen mit ihm habe er eindrücklich dafür geworben, Brücken zu bauen – auch in scheinbar unüberbrückbaren Konflikten. Auf seinen Reisen habe er "die Finger in die Wunden gelegt", so Merkel.
Bundesregierung und Weißes Haus
Auch die Bundesregierung äußerte sich: Noch-Bundeskanzler Olaf Scholz schrieb auf X (ehemals Twitter): "Mit Papst Franziskus verlieren die katholische Kirche und die Welt einen Fürsprecher der Schwachen, einen Versöhner und warmherzigen Menschen."
CDU-Chef Friedrich Merz erinnerte an den "unermüdlichen Einsatz" des Papstes für Gerechtigkeit und Versöhnung und seine Nähe zu den Schwächsten der Gesellschaft. Und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte, mit Franziskus verliere die Welt "ein leuchtendes Zeichen der Hoffnung, einen glaubwürdigen Anwalt der Menschlichkeit und einen überzeugenden Christen."
Vergleichsweise zurückhaltend fiel die erste Reaktion des Weißen Hauses aus. Auf der Plattform X wurde ein schlichtes "Ruhe in Frieden, Papst Franziskus" gepostet, begleitet von Fotos der Begegnungen mit Donald Trump und Vizepräsident J.D. Vance. Vance, der Franziskus erst am Ostersonntag besucht hatte, schrieb, er werde sich an den Papst wegen seiner frühen COVID-Predigt erinnern: "Sie war wirklich ganz schön."
In der Vergangenheit hatte es Spannungen zwischen Franziskus und der Trump-Regierung gegeben – insbesondere wegen dessen Migrationspolitik. In einem Schreiben vom Februar kritisierte Franziskus Massenabschiebungen deutlich.
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) schrieb in einer Würdigung: "Ein großer Mahner für Frieden und Versöhnung ist von uns gegangen". Der Tod des Papstes mache ihn auch "persönlich tief traurig und betroffen." Trotz seiner Krankheit sei der Papst bis zum letzten Tag im Dienst für die Menschen und den Glauben gewesen. "Der Glaube gibt Halt in einer Welt in Aufruhr. Für Verlässlichkeit und Kraft stand auch der Heilige Vater."
(mit Material von epd)
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Hm, wenn alle "Großkopferten…
Hm, wenn alle "Großkopferten" ihn loben, so hat er wohl niemand richtig weh getan. Vielleicht ein Fortschritt nach den aufgerissenen Gräben zuvor und in unserer polarisierten Welt. Der Papst war ein sympathischer, bescheidener Mensch, der ein paar Diskurse angestoßen und ein neues Papstbild vermittelt hat. Die Welt bewegt hat er aber nur wenig und insofern wird er vielleicht in die Geschichte eingehen, aber der große Moment wird eher in der Erinnerung fehlen. Dass sich die EKD-Führung über Respekt für Luther freut finde ich eher peinlich. Luther ist bei aller Leistung für die Reformation nicht unbedingt ein in die Zukunft weisender Charakter - seine Haßausbrüche, seine teils reaktionäre Einstellung sind bekannt und die verdienen kritische Distanz. Ich wünsche mir keine Verbeugung vor ihm durch den Papst sondern Respekt vor den Lebenden. Darin war der Verstorbene nicht immer so schlecht und das wird bleiben über die katholische Welt hinaus.