Aus der Taufe gehoben haben das Projekt Carina Harbeuther, die bei "Bildung evangelisch in Europa" (bee) in Erlangen tätig ist und der Leiter des Diakonie-Museums in Rummelsberg (Landkreis Nürnberger Land), Thomas Greif. Überschrieben haben sie es mit "Evangelische Migrationsgeschichte(n)". Abgestimmt ist der Titel natürlich auch mit den Partnern, zehn Museen in Europa. Und so ist es gedacht: Jedes Museum konzipiert eine Ausstellung. Gemeinsam präsentiert werden soll alles beim Kirchentag 2023 in Nürnberg.

"Wir haben einen breiten Bogen gespannt", sagt Greif. Von der französischen Region Poitou im Westen, wo das "Maison du Protestantisme Poitevin" eine Ausstellung "Protestantische Auswanderung nach Deutschland" plant, bis zum Landeskirchlichen Museum im rumänischen Hermannstadt im Osten reicht dieser Bogen, fast 2.500 Kilometer Fahrtstrecke. Auf dem Weg dazwischen befinden sich Neuendettelsau (Landkreis Ansbach) mit der Ausstellung von Mission EineWelt und dem Löhe-Zeit-Museum, der Lernort Sozialdorf in Herzogsägmühle und Museen in Slowenien und Ungarn.

Beteiligung auch aus Amerika

Das Evangelische Museum in Oberösterreich Rutzenmoos spielt Doppelpass mit dem Museum Kirche in Franken in Bad Windsheim. Während die Österreicher unter dem Motto "Weg! wohin?" zeigen, warum österreichische Protestanten im 17. und 18. Jahrhundert ihre Heimat verlassen mussten, beschreiben die Bad Windsheimer, wie und wo Exilanten und Hugenotten in Franken aufgenommen wurden. Und hier kommt wiederum das französische Museum ins Spiel.

Auch ein Museum in Michigan in den USA will zum Veranstalterkreis gehören. Dass der Ort, in dem es liegt, Frankenmuth liegt, ist sicher kein Zufall. Denn viele der Einwanderer dort kamen aus dem evangelischen Franken. Das Löhe-Zeit-Museum bereitet jedenfalls die Ausstellung "Auswanderung aus Franken nach Amerika" vor, berichtet Thomas Greif.

Die Fördermittelanträge sind kompliziert, aber nötig 

Das Rummelsberger Diakonie-Museum widmet sich dem großen Komplex (Aus-)Wanderer, Vertriebene, Flüchtlinge und wie sich die Diakonie der Migranten im 20. Jahrhundert annahm. Zu betrachten, wie sich die Fürsorge des Protestantismus entwickelt hat, ist eines der Ziele des Projekts. Aber man will auch sehen, welche Schlussfolgerungen sich daraus für die Gegenwart ziehen lassen, sagt die Politikwissenschaftlerin Harbeuther. "Migration gehört zum Wesen der menschlichen Kulturen", erklärt sie den Ansatz des Projekts, für das der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm die Schirmherrschaft übernommen hat.

Während jedes der beteiligten Museum an seiner Einzelausstellung eigenständig arbeitet, kümmert Harbeuther sich um den finanziellen Rahmen für das komplexe Vorhaben. Die komplizierten europäischen Erasmus-Plus-Anträge bei der Europäischen Union zu stellen, sei "nicht gerade niedrigschwellig", sagt Harbeuther. Aber ohne solche Fördergelder ließe sich das Projekt überhaupt nicht stemmen.

Noch haben sich die Protagonisten aus sechs Ländern nicht live getroffen - da ist die Pandemie schuld. Aber per Video-Konferenzen funktioniert die grenzüberschreitende Arbeit bereits gut, berichtet Greif, der auch Autor eines Sachbuchs über den europäischen Protestantismus ist. Gemeinsam wollen die Museen eine wissenschaftliche Publikation herausgeben und eine Webseite, auf der alle Einzelausstellungen digital zusammengefasst werden.