Bissig, pointiert und blitzgescheit - so kennt man Erwin Pelzig, nicht nur von seinen Bühnenprogrammen, mit denen sein Schöpfer seit rund 30 Jahren unterwegs ist, sondern auch aus dem Fernsehen. Auch in seinem aktuellen Programm "Weg von hier" schafft es Barwasser, bei seinem kritischen Rundumschlag durch die Parteienlandschaften und Gesellschaftströmungen jeden in seinem ganzen Wesen zu beschreiben und zu stellen, dabei aber nicht wortreich zu vernichten, sondern auch noch etwas Gutes abzuringen.

Das gilt vielleicht nicht für US-Präsident und auch nicht für die AfD. Aber selbst für deren Erstarken findet Pelzig eine nachvollziehbare Erklärung, wie er es an seinem Beispiel mit einem nicht funktionierenden Drucker und den möglichen Antworten der Parteipolitiker auf das Problem beschreibt: Letztlich gebe die AfD dann den Ratschlag, den Drucker einfach aus dem Fenster zu werfen. "Dann braucht man zwar eine neue Scheibe, und das Gerät ist auch kaputt. Aber für einen kurzen Moment fühlt man sich einfach verdammt gut."

Frank-Markus Barwasser: Launige Stammtischgespräche

Wenn Barwasser in seine beiden anderen Kunstfiguren, den etwas steifen Intellektuellen Dr. Göbel und den etwas tumben Hartmut schlüpft, dann entstehen launige Stammtischgespräche, bei denen man vergisst, dass es ein und derselbe Mensch ist, der diese Originale auf die Bühne bringt. Perspektivenwechsel, von unterschiedlichen Richtungen auf ein Problem oder eine vorgefasste Meinung schauen und dann lernen, den anderen zu verstehen und seinen eigenen Standpunkt zu hinterfragen - das empfiehlt Barwasser anhand der Walt-Disney-Methode, bei der man sich einen Sachverhalt aus dem Blickwinkel des Träumers, des Pessimisten und des Realisten anschaut. Auch wenn es manchmal weh tue, so analytisch an eine Sache heran zu gehen, es befreie letztlich doch.

Und es sei gerade heute notwendig, tiefer in die Materie einzutauchen und sich nicht hysterisieren zu lassen - egal, ob man Angst vor "Umvolkung" oder dem "Klimawandel" habe. Wohin die vor allem durch das Internet beschleunigte Hysterie führe, das sehe man an den zahlreichen Demonstrationsbewegungen der vergangenen Monate und der zunehmenden Gewalt, zu der sich verschiedene Seiten aufgehetzt fühlen. "Früher haben die Menschen, wenn sie am Verzweifeln waren, dies auch mal in Lyrik gefasst. Oder sie sind katholisch, wenigstens evangelisch geworden und haben sich an die Kirche gewandt", trauert Pelzig den alten Zeiten nach. Dass über Generationen hinweg in den Kirchen Missbrauch an Kindern betrieben wurde, das sei allerdings keine Sache, der man nachtrauern müsse.

Immanuel Kant auch mal einfacher interpretiert

Immer wieder zitiert Frank-Markus Barwasser in seinem Programm Immanuel Kant: "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen", das müsse auch rund 250 Jahre, nachdem sein Schöpfer diesen Spruch gebracht hat, verbindlich sein. Oder der kategorische Imperativ: "Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde." Oder wie Pelzig es ausdrückt: "einfach kein Arschloch sein".

In Bad Windsheim verkündete Barwasser dann auch, wie er auf eine schwarz-grüne Bundesregierung nach den nächsten Bundestagswahlen mit einer Kanzlerin Baerbock und einer Vizekanzlerin Kramp-Karrenbauer reagieren werde: Seinen Hut in die Menge werfen und nackt auftreten. Man darf gespannt sein.