Wie kam es dazu, dass Du den Beratungsdienst und Verlag "weltweiser" gegründet hast?
Mit 16 bin ich als Austauchschüler in die USA gegangen und habe dort eine schöne, nicht immer einfache Zeit verbracht – inklusive Gastfamilienwechsel, weil die Chemie nicht stimmte. Dann wollte ich die Welt kennenlernen, auch jenseits der USA, und habe mich nach dem Abitur für vier Monate Richtung Südamerika aufgemacht. Danach bin ich durch Südostasien, Australien und Neuseeland gereist. Auch während des Studiums war ich in vielen Ländern.
Ich habe gemerkt, dass viele Leute organisationsunabhängigen Informationsbedarf haben. Deswegen habe ich das Handbuch Fernweh geschrieben, einen Ratgeber zum Schüleraustausch. Dann war es nicht mehr weit, "weltweiser" zu gründen - als Beratungsdienst zwischen den Austauschorganisationen und den Leuten, die einen Auslandsaufenthalt planen.
Was hättest Du gerne vor Deiner Abreise gewusst? Gab es Dinge, die Dich total überrumpelt haben?
Natürlich habe ich mich gefragt: Was kann alles auf mich zukommen? Aber genau das ist der Reiz - das Neue, das Unbekannte, Abenteuer. Trotzdem versucht man, durch gute Vorbereitung Eventualitäten auszuschließen. Aber das Schöne ist, vorher nicht alles zu wissen und dass man Sachen erlebt, von denen man vorher nicht gedacht hätte, dass man sie erleben würde. Man löst alle möglichen Probleme und daran wächst man.
Welche Länder haben Dich besonders fasziniert?
Egal, wohin ich gereist bin - ob als Austauschschüler in die USA, als Rucksackreisender durch Südamerika oder Südostasien: Es sind nicht die Landschaften, die einen Auslandsaufenthalt zum Erlebnis machen, sondern die Leute, die man trifft, die Freundschaften, die man schließt, die Abende, die man zusammen verbringt. Deshalb kann ich tatsächlich gar nicht sagen, welches Land das Beste war - jedes einzelne hat wirklich tolle Seiten.
Hast Du Tipps, wie die Umstellung auf eine neue Kultur leichter wird?
Wenn man für mehrere Monate ins Ausland geht und in einem zunächst fremden Land Kultur und Lebensweise der Leute kennenlernt, ist nicht sofort alles verständlich und auch nicht klar, warum die Leute das machen. Da gibt es einen schönen Satz, der hilfreich ist: "It's not right, it's not wrong, it's just different" (übersetzt: "Es ist weder richtig noch falsch, sondern einfach anders.". Und wenn man danach lebt, nicht zu werten, nicht zu vergleichen, sondern einfach zu akzeptieren, wie es dort läuft, ist man ein Schritt weiter, Teil des Ganzen zu werden.
Wie hast Du schwierige Situation während Deines Auslandsaufenthalts überwunden?
Wie ganz viele andere junge Erwachsene und Jugendliche, die einen mehrmonatigen Auslandsaufenthalt machen, hatte auch ich zwischendurch Situationen, in denen ich mich alleine gefühlt habe, in denen ich Heimweh hatte, in denen es mir nicht gut ging. Dann ist es wichtig, dass man vor Ort Sachen macht, die man vorher vielleicht noch nicht gemacht hat, dadurch wieder Leute kennenlernt und schnell wieder aus seinem Loch herauskommt.
Es gibt unzählige Anbieter, die Schüleraustausche, Freiwilligendienste und Work and Travel im Ausland organisieren. Worauf sollte man bei der Wahl seiner Organisation achten?
Die Größe einer Austauschorganisation ist aus meiner Sicht nicht das Entscheidende. Es kann nicht schaden, weil das Programm dann eine Wichtigkeit hat, aber es gibt wichtigere Kriterien.
Wichtig ist, dass man von seiner Austauschorganisation auf den Auslandsaufenthalt vorbereitet wird. Das geht nicht durch ein Skype-Interview von ein oder zwei Stunden. Eine Organisation sollte die Programmteilnehmer durch eine mehrtägige interkulturelle Schulung vorbereiten, gegebenenfalls ergänzend durch ein Einführungsseminar im Gastland.
Ich finde es auch wichtig, dass nach der Rückkehr ein Nachbereitungsseminar stattfindet, weil sich die Jugendlichen mit anderen Gleichgesinnten austauschen können und zur Qualitätssicherung des Programms. Die Jugendlichen vor Ort können der Organisation am besten sagen, was gut gelaufen ist und was verbesserungswürdig ist.
Was sind die wichtigsten Voraussetzungen, die ein Bewerber für einen Freiwilligendienst mitbringen sollte?
Jeder Bewerber für einen Freiwilligendienst, egal, ob im In- oder Ausland, sollte Lust haben, etwas Neues zu entdecken. Er sollte offen für Menschen sein und Interesse zeigen an dem Projekt, in er oder sie arbeiten wird. Kommunikationsfähigkeit ist natürlich wichtig – es ist eher schlecht, wenn man den Mund nicht aufbekommt, wenn andere Leute einem gegenüberstehen. Und man sollte natürlich auch anpacken können.
Was hast Du aus Deinen Auslandsaufenthalten mitgenommen?
Mehrmonatige Auslandsaufenthalte bieten die einzigartige Chance, tief in die Lebensweise und Kultur eines zunächst fremden Landes einzutauchen. Natürlich lernt man häufig eine Fremdsprache und man erwirbt zumindest einige der viel beschworenen Schlüsselqualifikationen. Aber was einen Auslandsaufenthalt ausmacht sind die Freundschaften, die man schließt, Teil des Ganzen zu werden. Und deswegen kann ich nur jedem empfehlen: Kommt aus dem Quark, sucht Euch eine Austauschorganisation und ab geht's in die weite Welt, die auf euch wartet!
Veranstaltungstipp
Wer schon länger mit dem Gedanken spielt, eine Zeit lang von Zuhause wegzukommen und die Welt zu erkunden, kann sich auf der Jugendbildungsmesse JuBi genauer informieren. Regelmäßig findet diese von 10-16 Uhr in verschiedenen Städten Deutschlands statt.
Am 20. Oktober ist die JuBi im Willi-Graf-Gymnasium in München, am 8. Dezember im Albrecht-Altdorfer-Gymnasium in Regensburg und am 23. Februar im CVJM in Nürnberg.