Auf die Idee, einen landläufigen Beruf wie Krankenschwester, Verkäuferin oder Bäckerin zu lernen, ist Margarete Senft nie gekommen. Nach der Schule arbeitete sie etwa sechs Jahre im Rettungsdienst. "Mir war aber schon nach einem Jahr klar, dass ich das nicht ewig machen will", sagt die heute 26-Jährige. Zu viel Schichtdienst, zu eintönig und trotzdem stressig. Vor einem Jahr hat sie deshalb eine Ausbildung zur Bestattungsfachkraft bei der Stadt Würzburg begonnen.
Berufsbild einer Bestattungsfachkraft
Trauernde Angehörige begleiten, sie beraten, aber auch Gräber öffnen und schließen, Verstorbene abholen und später hygienisch versorgen - all das gehört zu Margarete Senfts Berufsbild. Inzwischen ist sie im zweiten Lehrjahr und hat einen guten Einblick bekommen. "Ich hätte es nicht besser treffen können", sagt sie zu ihrem Beruf im Allgemeinen und ihren kommunalen Arbeitgeber im Besonderen: "Bestatter ist ohnehin schon ein krisensicherer Job - und im öffentlichen Dienst noch einmal mehr."
Ihr Umfeld war allerdings nicht ganz so angetan von ihrer Berufswahl wie sie selbst, gibt Margarete Senft zu. Schon die Arbeit im Rettungsdienst wurde von Eltern und Freunden kritisch beäugt. Als sie dann ihren Wunsch, Bestattungsfachkraft zu werden, in die Tat umgesetzt hat, schlug ihr ein Mix aus Entgeisterung und Faszination entgegen: "Kannst Du nicht mal was Normales machen?" hätten ihre Eltern sie damals gefragt, erinnert sich die junge Frau: "Sterben ist ja auch normal, gehört dazu."
Suche nach einem Ausbildungsplatz
Einen Ausbildungsplatz zur Bestattungsfachkraft zu finden, ist allerdings gar nicht so einfach. Denn viele Bestattungsunternehmen sind private Familienbetriebe - wenn die ausbilden, dann oftmals nur den eigenen Nachwuchs. "In und um Würzburg ist es beispielsweise sehr schwer, überhaupt einen Ausbildungsplatz zu finden", sagt Senft. Ausbilder Peter Popella vom Städtischen Bestattungsdienst in Würzburg bestätigt das. Auch der kommunale Betrieb bietet nur alle drei Jahre eine Azubi-Stelle.
Arbeitsalltag einer Bestattungsfachkraft
Dass Bestatter kein Beruf wie jeder andere ist - das kann man als Azubi vorher schon erahnen. "Wir in der Branche haben ein dickes Fell, das müssen wir auch oft haben", sagt Ausbilder Popella. Denn die Toten, um die sich die Bestatter zu kümmern haben, sind eben nicht nur hochbetagte Seniorinnen und Senioren, sondern auch mal kleine Kinder und Unfallopfer, betont der Experte: "Für Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst gibt es oftmals Seelsorge-Angebote nach schwierigen Einsätzen - für uns nicht."
Seine Auszubildende ficht das nicht an - wohl auch wegen ihrer Rettungsdienst-Expertise: "Ich habe schon viel gesehen - ich glaube, mich schockt so schnell nichts", sagt Senft: "Ich mache alles gerne, was zum Beruf gehört." Auch die hygienische Versorgung mit Waschen und Herrichten von Leichen oder das Öffnen - also Ausheben - von Grabstätten seien für sie "kein Problem". Am liebsten aber sei sie für Angehörige da: "Trauer- und Beratungsgespräche, das kann ich gut." Ausbilder Popella nickt.
Mehr als die Hälfte der Azubis ist weiblich
Aber auch das Handwerkliche geht der 26-Jährigen gut von der Hand. Mit sicherem Griff stellt sie mit Popella im Sarglager des Bestattungsdienstes ein Sargunterteil auf zwei Arbeitsböcke und stattet es aus: Sargmatratze, Kissen, Satin-Auskleidung. Keine leichte Arbeit - für die junge Frau trotzdem kein Problem. "Mehr als die Hälfte der Auszubildenden in diesem Beruf ist heute weiblich", sagt Popella. Aktuell lernen bundesweit rund 600 junge Frauen und Männer den Beruf der Bestattungsfachkraft.
Die Corona-Pandemie hat natürlich auch Margarete Senfts Ausbildungsstart etwas durcheinander gewirbelt. Nur ein Mal hatte sie bislang Blockunterricht in Präsenz, "aber das Ganze hat auch online gut geklappt". Nur das mit dem derzeit verpflichtenden Abstandhalten bei Trauernden sei manchmal nicht so schön. Bei aller Professionalität sei ein bisschen physische Nähe eigentlich wichtig: "Und sei es nur, dass man in der Urnen-Ausstellung nicht extra Abstand von den Angehörigen halten muss."