Ein Mädchen malt, ein anderes spielt mit einer Rose, ein Junge weint - ansonsten Stille. Die ukrainischen Familien wirken erschöpft und angespannt. Im Münchner Ankunftszentrum kommen derzeit pro Tag rund 300 Geflüchtete aus der Ukraine an, der Großteil Frauen mit ihren Kindern. Ministerpräsident Markus Söder und Innenminister Joachim Herrmann (CSU) wollen sich am Dienstagnachmittag ein Bild von der Lage vor Ort verschaffen. Sie sprechen mit den Geflüchteten und schenken den Kindern Fußbälle und Polizeiteddybären. Ein Mädchen sagt schüchtern "Thank you".
Söder: "Sie sind hier sicher"
Immer wieder sagt Söder zu den Geflüchteten: "Sie sind hier sicher." Bayern helfe in einer schwierigen Situation, sagte Söder nach dem Rundgang durchs Ankunftszentrum und den Gesprächen mit den Familien sichtlich angespannt. Durch den Krieg in der Ukraine seien Familie auseinandergerissen worden, Kinder seien durch die Explosionen verschreckt. Nun sei es wichtig, dass man helfe und Hoffnung gebe. Innenminister Herrmann spricht von einer "dramatischen Situation", in der Bayern bestmöglich helfen müsse.
Seit 1. März bis Montagabend seien rund 20.000 Geflüchtete aus der Ukraine im Freistaat angekommen, bundesweit etwa 64.000, sagt Herrmann. "Die größte Aufgabe liegt aber noch vor uns", mahnen die beiden CSU-Politiker. Es gebe sehr bald "sehr hohe Zahlen" an ankommenden Geflüchteten. Genaue Zahlen wollen sie im Ankunftszentrum nicht nennen. Herrmann hatte am Dienstagmorgen im Interview mit dem Radiosender Bayern 2 rund 100.000 Geflüchtete genannt, die in den kommenden Tagen in Bayern erwartet werden.
Geflüchtete wollen wissen, wo sie übernachten können
Auch Sarah Weiss, die Geschäftsbereichsleitung Flucht und Migration bei der Diakonie München und Oberbayern, die für die Sozialbetreuung im Ankunftszentrum zuständig ist, rechnet mit weiter steigenden Flüchtlingszahlen. Wichtig sei es nun, den Menschen mit den drängendsten Fragen zu helfen, sagt sie dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Rande der Presseveranstaltung. Die Geflüchteten wollten etwa wissen, wie die Registrierung funktioniere oder wo sie übernachten können.
Das Ankunftszentrum mit seinen 650 Plätzen sei aber nur eine erste Anlaufstelle, betont Weiss. Die Einrichtung sei nicht für längere Aufenthalte ausgelegt, sondern biete nur Schlafmöglichkeiten für ein oder zwei Nächte. Danach müssten die Menschen so schnell wie möglich weitervermittelt werden, weil natürlich immer mehr Geflüchtete nachkommen. Für die Anschluss-Unterbringung ist die Regierung von Oberbayern zuständig. Dazu sind nun vor allem die Kommunen gefragt, auch die evangelische Kirche will nach epd-Informationen mit Unterkünften helfen.
Keine Entspannung der Lage abzusehen
Dass sich die Lage bald entspannen wird - damit rechnen Söder und Herrmann nicht. Der Krieg werde länger dauern. Bayern helfe gern, die Kommunen seien vorbereitet.
"Wir leisten unseren Beitrag für eine menschenwürdige und gute Unterbringung."
Die ukrainischen Kinder sollten auch möglichst schnell Plätze in Kitas und Schulen bekommen. Söder fordert in diesem Zusammenhang einen finanziellen Ausgleich durch den Bund und eine gerechte Verteilung der Geflüchteten. Denn derzeit befänden sich ein Drittel der Geflüchteten aus der Ukraine in Bayern.