Die Welt ist aus den Fugen, das spüren im Moment alle Menschen. Für Frieden zu beten ist vielen ein Bedürfnis – nicht nur in der Aussiedler-Gemeinde in Nürnberg. Ein Dutzend ukrainischstämmige Gemeindeglieder der russisch-deutschsprachigen evangelischen Gemeinden sind zum ersten spontanen Friedensgottesdienst nach dem Ausbruch des Kriegs zwischen Russland und der Ukraine gekommen.

"Erschüttert, erschrocken, fürchterlich, bedrohlich"

"Erschüttert, erschrocken, fürchterlich, bedrohlich" – diese Worte hat die evangelische Aussiedlerseelsorgerin Sabine Arnold am Ende des ersten Kriegstags ungezählte Male gehört. "Ich habe heute so viele tränenreiche Gespräche geführt", sagt Arnold, die seit Jahren Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion, Spätaussiedler aus Russland, aber auch Flüchtlinge aus der Ukraine betreut.

Auch in der Christuskirche Landshut haben sich – wie in vielen weiteren Kirchengemeinden – Menschen spontan zum ökumenischen Friedensgebet versammelt. Sie alle eint die Sorge um den Frieden in Europa und um die Menschen in der Ukraine. "Die Lieder kenne ich noch aus den Friedensgebeten in den 80er-Jahren", erinnert sich eine Gottesdienstbesucherin.

"Aber so aktuell wie heute war es noch nie!"

Neben den Friedensgebeten nimmt auch die konkrete Hilfe für Ukraine-Flüchtlinge in Bayern Gestalt an. Rund 30 000 Menschen mit ukrainischen Wurzeln leben im Freistaat, davon allein 8000 in München, das auch die Partnerstadt von Kiew ist. Um die private Ukraine-Hilfe in der Landeshauptstadt zu kanalisieren, setzen die Diakonie München und der Verein "Münchner Freiwillige" auf bewährte Strukturen.

Es gebe im Münchner Regelsystem Stellen, die die Nothilfe zentral steuern könnten, sagte Diakonie­vorständin Andrea Betz. Seitens der Diakonie stelle man Experten für das Kleider- und Spendenmanagement sowie professionelle Hilfe im Ankunftszentrum und in den Beratungsstellen zur Verfügung. Der Verein "Münchner Freiwillige" wiederum kümmere sich um die Koordination privater Unterkünfte.

"Viele Menschen rufen uns mit konkreten Fragen an: Soll ich Asyl beantragen? Bin ich krankenversichert? Wer hilft mir mit meinem behinderten Kind?",

schilderte Betz die Situation in den Beratungsstellen. Deshalb werde man zusammen mit Juristen einen Antworten-Katalog für die häufigsten Fragen erstellen, den Hilfsorganisationen nutzen könnten.

Space-Eye bringt Hilfsgüter zur Grenze

Die Regensburger Hilfsorganisation Space-Eye hat angekündigt, Hilfsgüter in die Nähe der ukrainischen Grenze zu bringen, um dort geflüchteten Ukrainern zu helfen. Space-Eye hat zur Sammlung von Hygieneartikeln, Isomatten, Schlafsäcken und Medizin sowie zu Geldspenden aufgerufen. Sachspenden können auf dem Gelände von Space-Eye in Regensburg abgegeben werden.

Die Landeskirche kündigte an, Menschen aus und Gemeinden in der Ukraine mit 100 000 Euro aus Mitteln der Katastrophenhilfe zu unterstützen. Ein Teil des Geldes komme laut Oberkirchenrat Michael Martin der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Ukraine zugute, etwa für den Kauf von Lebensmitteln. Mit einem weiteren Teil würden die lutherischen Kirchen in Polen und Ungarn in der Flüchtlingshilfe unterstützt. Martin würdigte die "unglaubliche Bereitschaft zur Hilfe" in Bayern. Ein koordiniertes Vorgehen sei nun wichtig: Im Zentrum stehe finanzielle Unterstützung, da Sachspenden aktuell nicht zu den Menschen in Not gebracht werden könnten.

Kommunen sichern Städtepartnern in der Ukraine Hilfe zu

Unterdessen sicherten die Kommunen in Bayern, die eine Städtepartnerschaft in der Ukraine haben, ihren Partnern Hilfe zu. "Wir werden alles tun, um unsere Partnerschaften und die Menschen, die dort leben, weiterhin nach Kräften zu unterstützen", heißt es in der Erklärung von zwölf Kommunen. Derzeit seien aber fast alle Wege, zu helfen, abgeschnitten: "Dennoch werden wir nach neuen Möglichkeiten suchen."

Unterzeichner der Erklärung sind die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister von: Regensburg (Partnerschaft mit Odessa), Pullach (Barischewka/Beresan), Kaufbeuren (Kizman), Schäftlarn (Pidkamin), Wolfratshausen (Brody), Nürnberg (Charkiw), Uffenheim (Jaworiw), Bad Endorf (Wolowez), Eichenau (Wischgorod), München (Kiew), Memmingen (Tschernihiw) und Oberviechtach (Riwne).

Spenden für die Ukraine-Hilfe

Zahlreiche Hilfsorganisationen rufen zu Spenden für die Menschen in der Ukraine und für jene, die sich auf der Flucht befinden, auf:

Diakonie Katastrophenhilfe: IBAN DE68 5206 0410 0000 5025 02 (Evangelische Bank), Stichwort: Ukraine Krise (diakonie-katastrophenhilfe.de)

Das Dekanat München sammelt für die Partnergemeinde St. Katharina in Kiew: IBAN DE45 5206 0410 0001 4018 15, Stichwort: Kiew St. Katharina 61004 (muenchen-evangelisch.de)

Space-Eye in Regensburg bittet um Sach- und Geldspenden für die Ukraine-Nothilfe. Online-Spende möglich unter space-eye.org/ukraine