Über die Barmherzigkeit

Ich war ein Kind, als wir Rumänien besucht haben. Unter anderem die Karpaten. Das ist eine gebirgige Landschaft von karger Schönheit. Die Höhenzüge liegen weitgehend naturbelassen. Sie sind auch heute noch von Braunbären, Wölfen und Luchsen besiedelt. Damals haben wir einen Cioban besucht, einen Hirten. Er war ziemlich aufgelöst, denn der Esel, der seine Herde stets begleitet hatte, war von einem Bären verschleppt und gefressen worden. Und da lag dann auf der Hochweide das, was von dem Esel übrig war: Graues Fell aus dem Knochen hervorstanden.

So ein Esel ist kein kleines Tier. Ist ein Bär so stark, dass er einen Esel davon tragen kann? Ja, bestätigte der Hirte, Bären sind lebensgefährlich, und zeigte mir den Stock, mit dem er die Herde hütet. Der war seine einzige Waffe gegen Wölfe und Bären und Luchse. Der Hirtenstab, lang, aus starkem Holz, lag schwer in der Hand. Schwer war auch der Mantel aus Fell oder Wollfilz. Es gibt noch ein Foto, wie ich mit dem Stab in der Hand unter dem dicken Mantel des Hirten fast begraben bin. So hart hatte ich mir das Hirtenleben nicht vorgestellt, nicht so kämpferisch, nicht so voller Gefahren.

Wenn ich vom guten Hirten in der Bibel lese, habe ich diesen Cioban aus den Karpaten vor Augen. Gott ist wie ein guter Hirte, das ist eines der frühen Gottesbilder, und später wird es dann auch auf Jesus übertragen. Die Menschen damals kannten Hirten, sie wussten, was das für ein Beruf ist. Der Hirte steht mit aller Kraft für die Herde ein, er geht mit seinen Schafen mit und teilt mit ihnen sein Leben. "Der Herr ist mein Hirte...", Psalm 23, der Lieblingspsalm so vieler Menschen. Mein Hirte? Aber ich bin doch kein Schaf! So reagieren heute viele Schülerinnen und Schüler auf dieses Sprachbild. Ich verstehe mich auch nicht so. Es geht nicht darum, dass wir Menschen Schafe sind. Dass jemand für eine Gruppe einsteht, dass er für die Menschen, die ihm anvertraut sind, Verantwortung trägt, dass er mit ihnen geht und für sie auch Nachteile in Kauf nimmt – das zeigt sich in diesem Bild. Es hat etwas mit dem Wesen Gottes zu tun

Der heutige Sonntag heißt "Hirtensonntag". Zwei Wochen nach Ostern überlegen wir, wer dieser Jesus wirklich war und was sein Ende bedeutet. Die frühen Christen haben als eine der ersten Deutungen für Jesus das Bild des Guten Hirten gefunden, das sie schon aus der Bibel kannten. Der Gute Hirte, er ist barmherzig und gibt sich hin für seine Herde – zur Not auch bis in den Tod. Er sagt:

Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken und, was fett und stark ist, behüten (Hes 10,16)

Suchen, zurückbringen, verbinden, stärken, behüten – und mit Wölfen kämpfen, wenn es sein muss.

Schlechte Hirten...

Bobby McFerrin singt von Gott als einer Hirtin – she is my shepherd. – Ist Barmherzigkeit eine weibliche Qualität? Ich glaube nicht, nicht nur, wenigstens. Gottes Barmherzigkeit aber steht sehr oft in einem harten Kontrast zu der Art, wie tatsächlich geleitet und regiert wird – meist von Männern. Dieser Kontrast wird besonders deutlich, wenn Menschen regieren, die sich in ihrem Amt auf Gott berufen: Die Könige Israels zum Beispiel. Dann wendet sich die Barmherzigkeit Gottes gegen sie – so, wie ein Hirte sich gegen Wölfe wendet, die die Herde bedrohen:

So spricht Gott der HERR:  Wehe den Hirten Israels, die sich selbst weiden! Sollen die Hirten nicht die Herde weiden? Aber ihr esst das Fett und kleidet euch mit der Wolle und schlachtet das Gemästete, aber die Schafe wollt ihr nicht weiden.

Das Schwache stärkt ihr nicht,

und das Kranke heilt ihr nicht,

das Verwundete verbindet ihr nicht,

das Verirrte holt ihr nicht zurück,

und das Verlorene sucht ihr nicht;

das Starke aber tretet ihr nieder mit Gewalt.

Und meine Schafe sind zerstreut, weil sie keinen Hirten haben, und sind allen wilden Tieren zum Fraß geworden und zerstreut. Sie irren umher auf allen Bergen und auf allen hohen Hügeln und sind über das ganze Land zerstreut, und niemand ist da, der nach ihnen fragt oder sie sucht. (Hes 34,2-6)

Das ist Angriff im vollen Galopp gegen die Verantwortungsträger einer Gesellschaft. Offensichtlich haben sie total versagt. Was ihnen fehlt? Barmherzigkeit! Das Schwache stärken sie nicht, das Kranke heilen sie nicht und das Verwundete verbinden sie nicht, aber sie scheren die Schafe, kleiden sich in feines Tuch und schlachten das Beste der Herde, um sich davon zu sättigen.

Politiker bereichern sich an Masken und Schnelltests, so kann die Aufzählung heute weiter gehen, andere versuchen sich durch öffentliche Auftritte für ein hohes Amt zu empfehlen und wieder andere blasen ihren Anhängern alternative Fakten in die Ohren, damit sie in den Umfragen mehr Prozente erreichen.

Kirchenobere vertuschen Verbrechen in den eigenen Reihen, sie verspielen die Glaubwürdigkeit der Kirche – beider Konfessionen – und schädigen damit nicht nur die Organisation, also die Institution Kirche. Sie verstellen vielen Menschen so den Zugang zum lebendigen und befreienden Wort Gottes, das unter all den furchtbaren Taten begraben liegt. Den Schaden, der an der Organisation Kirche entsteht, betrachten viele mit grimmiger Freude: Es geschieht ihnen nur recht, dass ihnen die Herde nicht mehr folgen mag. Sie haben es nicht anders verdient. Aber der Schaden für die Gesellschaft ist noch größer – und der macht mir Sorgen. Eine Gesellschaft lebt unter anderem davon, dass sie sich an Leitfiguren orientiert.

Wenn aber die Leitfiguren – also die Hirten – nur noch auf den eigenen Vorteil achten, dann müssen wir Kleinen schon selbst sehen, wo wir bleiben. Und so zerbricht dann das Fundament einer Gesellschaft. Das Vertrauen wird zerstört.Wie gesagt, das alles ist nicht neu, aber es brennt in diesen Tagen besonders schmerzhaft auf den Nägeln. Hoffnungsvoll stimmt mich, dass die Vergehen aufgedeckt werden. Die Gottesrede des Propheten zeigt noch Wirkung auch zweieinhalb Jahrtausende später. Der kritische Funke der Propheten glüht immer noch.

... und ihre Herde

Aber zu euch, meine Herde, spricht Gott der HERR: Siehe, ich will richten zwischen Schaf und Schaf und Widdern und Böcken.

Ist’s euch nicht genug, die beste Weide zu haben, dass ihr die übrige Weide mit Füßen tretet, und klares Wasser zu trinken, dass ihr auch noch hineintretet und es trübe macht,

sodass meine Schafe fressen müssen, was ihr mit euren Füßen zertreten habt, und trinken, was ihr mit euren Füßen trübe gemacht habt?

Darum, so spricht Gott der HERR zu ihnen: Siehe, ich will selbst richten zwischen den fetten und den mageren Schafen; weil ihr mit Seite und Schulter drängtet und die Schwachen von euch stießt mit euren Hörnern, bis ihr sie alle hinausgetrieben hattet. (Hes 34, 17-21)

Es bleibt nicht bei der Kritik an den Hirten. Sie wird durch eine Kritik an der Herde verstärkt und ergänzt. Mit dem Finger auf die Hirten zu zeigen ist leicht. Jetzt aber trifft es mich. Ich bin erst mal baff! Ich habe, so steht dort, die beste Weide ... kein Zweifel. Ich esse und trinke, was ich will und wann ich will. Ich lasse es mir gut gehen und genieße das Leben.

Der Prophet sagt aber: Du zertrampelst die Weide, die du nicht selbst brauchst, mit deinen Füßen! Du lässt nichts übrig für die anderen, die weniger fett sind als du. Du nährst Dich auf Kosten anderer! Innerlich merke ich, wie mich der Vorwurf trifft. Mir ist längst klar, dass mein Konsum zum Leid anderer beiträgt. Und doch merke ich, wie mein Inneres anfängt, nach Rechtfertigungen zu greifen: Das System! Ich kann es nicht ändern!, die Produktionsbedingungen, ich bin nicht schuld daran! Die Lieferketten sind immer noch nicht durchsichtig genug, und auch wenn ich wollte, könnte ich als Einzelner doch die Weltwirtschaft gar nicht ändern. Ich merke, wie ich, obwohl ich richtige Argumente nenne, doch den Schwarzen Peter von mir schiebe.

"Nein, ich doch nicht, die da oben!", die Hirten! Doch der Prophet setzt mir nach: "Du trinkst klares Wasser, aber das Wasser, das du nicht selber trinkst, machst Du trübe!" "Es sind meine Schafe", sagt Gott, "die wegen dir trübes Wasser saufen und auf einer zertrampelten Weide fressen." Und macht klar: nicht nur ich bin Teil der Herde Gottes, sondern auch die anderen. Die, die am anderen Ende der Welt von meinem Lebensstil betroffen sind. Der Prophet richtet sich direkt an mich. Die Kritik bleibt bei mir. Und sie beschämt mich.

Unbarmherzige Diskussionen

Das Verhalten der Leitfiguren einer Gesellschaft ist nicht getrennt von dem Verhalten der Gesellschaft selbst: Das Verhalten der Leitfiguren färbt ab auf die Menge der Menschen, die ihnen zuschauen. Der Einfluss ist aber eben leider auch umgekehrt zu beobachten: Warum verhalten sich denn Politiker machtorientiert und egoistisch? Klar, das ist auch Typsache. Ich vermute aber, sie würden es nicht tun, wenn sie damit niemanden beeindrucken könnten.

Bei genauem Nachdenken wird mir klar, dass die Leitfiguren ja nur durch diejenigen zu Leitfiguren werden, die ihnen folgen. Ein Präsident ist ja nicht ein Fremdkörper in einer Gesellschaft, sondern er ist ihr Ausdruck. Wenn also die Gesellschaft innerlich schon zerrissen ist, dann muss sie sich nicht wundern, wenn die Anführer diese Zerrissenheit nur noch vertiefen.

Ich erlebe diese Zerrissenheit oft: Bis vor wenigen Jahren galt es als heikel, auf einer Party über Politik oder über Religion zu reden. Alle anderen Themen waren weitgehend okay. Seit ein bis zwei Jahren gerate ich in Gesprächen oder im Internet bei Diskussionen sehr schnell an Grenzen. Da geht es dann bald nur noch darum, recht zu behalten: Was man essen soll ist so ein Thema: "Dies darfst Du essen, aber kaufe ja nicht Joghurts jener Marke!" oder "Was? Du isst noch Fleisch? Ich esse jetzt vegan!"

Corona natürlich – auch so ein Thema: "Glaub bloß nicht den Zahlen in den Systemmedien – alles gelogen!" – und wenn ich zugebe, dass ich nach wie vor gerne die Nachrichten der ARD anschaue, gelte ich bei einigen schon als Verräter an der guten Sache.

Klimawandel – auch so ein Thema: "Wenn Du auf ein Elektroauto umsteigst, schadest Du der Umwelt mehr, als wenn Du weiter Diesel fährst!" "Was? Du fährst noch mit Diesel?" "Den Quatsch mit dem Klimawandel glaubst Du? Und wie ist dieser April für Dich, etwa zu warm?"

Was mich daran mehr und mehr stört ist nicht, dass da einer ist, der meine Meinung nicht teilt, sondern dass Positionen oft gar nicht mehr als Meinung vertreten werden, sondern als einzig gültige Wahrheit. Jeder, der etwas anderes sagt, ist ein Idiot, ein Traumtänzer oder ein Schlafschaf. Wie ungeduldig und zerrissen ist unsere Gesellschaft gerade. Wie ungnädig und unbarmherzig gehen Menschen mit denen anderer Meinung um. Unbarmherzig. Ja. Ein Mangel an Barmherzigkeit und Mitgefühl.

Gott legt den Finger genau auf diesen wunden Punkt: Da fehlt es euch! Aber er geht darüber hinaus.

Gott als Hirte

So spricht Gott der HERR: Siehe, ich will an die Hirten und will meine Herde von ihren Händen fordern; ich will ein Ende damit machen, dass sie Hirten sind, und sie sollen sich nicht mehr selbst weiden. Ich will meine Schafe erretten aus ihrem Rachen, dass sie sie nicht mehr fressen sollen.

Ich selbst will meine Schafe weiden, und ich will sie lagern lassen, spricht Gott der HERR. Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken und, was fett und stark ist, behüten; ich will sie weiden, wie es recht ist. (Hes 34,10. 15-16)

Damit sind die Verheißungen aber noch nicht am Ende. Gott verspricht noch viel mehr in diesem Text: reichlich Regen, dass alles gedeiht, Befreiung von jeder Unterjochung, Frieden, sodass alle ruhen können, aufatmen von dem, was vorher war und vieles mehr.

Und sie sollen erfahren, dass ich, der HERR, ihr Gott, bei ihnen bin Ja, ihr sollt meine Herde sein, die Herde meiner Weide, und ich will euer Gott sein, spricht Gott der HERR.

Das gegenwärtige Himmelreich

Der Gute und barmherzige Hirte, der seine Herde begleitet und führt, ist ein Gegenbild gegen eine Herrschaft und eine Gesellschaft, der es an Barmherzigkeit und Vergebung mangelt. Das Reich Gottes – also Zeit und Raum, in denen Gott regiert,  das Verlorene wieder sucht und das Verirrte zurückbringt, das Verwundete verbindet und das Schwache stärkt, ist "mitten unter uns". So hat Jesus es einmal gesagt.

Die Barmherzigkeit Gottes ist für mich eine ganz lebendige Erfahrung. Wenn ich zum Beispiel zum Mittsommer auf einer Wiese ein Feuer mache, ist die verbrannte Stelle nach kurzer Zeit schon wieder mit ersten Pflanzen bewachsen. Nach einem Jahr ist von der Wunde, die das Feuer hinterlassen hat, nichts mehr zu sehen. Die Natur selbst ist Barmherzigkeit. Sie hat eine zarte Stärke, sehr geduldig und sehr freigiebig.

Die Zeit, in der Gott der Hirte ist, ist jetzt. Es liegt an uns, ob wir es merken. Einmal bei einem Meditationswochenende hat ein Teilnehmer das wirklich ganz und gar erfahren: Da ist ja nur Gnade! Alles Barmherzigkeit! Das war sein Ausruf, nachdem er in die Tiefe der Wirklichkeit geschaut hatte. Die Barmherzigkeit ist da. Wo ich sie wirklich erlebe, ergreift und verwandelt sie mich und verlockt mich, selbst Barmherzigkeit zu werden.

Der Same der Barmherzigkeit geht auf

Der Same der Barmherzigkeit, den Jesus im Namen Gottes gesät hat – und der auch in anderen Religionen gehegt und gepflegt wird – geht an vielen Stellen in unserer Gesellschaft schon auf: An vielen Schulen wird regelmäßig ein Sozialpraktikum durchgeführt. Wenn es nicht durch eine Pandemie verhindert wird, verlassen Schülerinnen und Schüler für zwei Wochen die Klassenräume und üben Verantwortung im sozialen Bereich.

Sie gehen in Kindergärten, spielen dort mit den Kindern, helfen beim Anziehen, wenn alle raus gehen, tragen das Essen auf. Sie arbeiten bei der Bahnhofsmission, reden mit Obdachlosen, schenken heiße Suppe aus, sortieren Spenden in der Kleiderkammer. Oder sie helfen Menschen beim Umsteigen von einem Zug in den anderen. Andere arbeiten bei der Diakonie oder bei der Caritas. Sie begegnen Menschen mit geistiger Behinderung und lernen deren Alltag kennen. Sie gehen an Orte, an denen nicht Fachwissen und gute Noten gefragt sind, sondern Einfühlungsvermögen, Teamfähigkeit und soziale Verantwortung.

Manche Schulen nennen diese Zeit Compassion-Wochen. Compassion, Mitgefühl, "Mitleidenschaft". Mit Mitgefühl und Leidenschaft können die jungen Menschen Hilfsbedürftigen nahe kommen. Nach zwei Wochen werden die Erfahrungen besprochen. Die Praktikanten schreiben einen Abschlussbericht und kehren in den Alltag zurück. Alltag, das bedeutet Mathe, Deutsch, Fremdsprachen, Noten. Die Mitleidenschaft, die während der zwei Wochen geübt wird, steht in einer gewissen Spannung zu dem schulischen Alltag, steht in einer Spannung zu unserer Gesellschaft und den dort dominierenden Regeln.

Schüler und Schülerinnen spüren diese Spannung übrigens genau und so gewinnt das Projekt von zwei Wochen nicht selten eine nachhaltige Bedeutung über die Zeit hinaus. Denn der Same, der hier ins Herz dieser Kinder gelegt wird, ist unendlich wertvoll. Einfühlung in einen anderen Menschen… Und zugleich in Kontakt bleiben mit den eigenen Schwächen… Barmherzigkeit. Tatsächlich verändert das Sozialpraktikum für mache Schüler den Blick auf die Welt, in der sie leben. Sie betrachten die dominierenden Werte in unserer Gesellschaft aus der Perspektive der Hilfsbedürftigen. Und genau um diesen Perspektivwechsel geht es. Manche von ihnen wählen, bestärkt durch das Praktikum, später einen sozialen Beruf.

Christus anziehen

Der Gute Hirten stärkt das Schwache, heilt das Kranke, verbindet das Verwundete und sucht das Verirrte. Das Starke fördert er zum Wohl der Herde.

Wo diese Barmherzigkeit unsere Gesellschaft formt, entsteht eine große Chance auf Veränderung. Die schwere Krise, in der die gesamte Welt gerade steckt, ist nur so zu bewältigen, dass wir uns in Mitgefühl und Barmherzigkeit üben: Immobilienbesitzer verzichten auf einen Teil ihrer Mieten, Bürgerinnen und Bürger der Stadt kaufen gezielt bei lokalen Geschäften und bestellen bei Gasthäusern, die sie sonst besuchen würden, Essen zum Mitnehmen. Und eine Ahnung verbreitet sich, dass wir eine globale Seuche nur im engen weltweiten Miteinander bekämpfen können. Ist das vielleicht eine Chance für uns? Ob unsere Gesellschaft irgendwann mal eine ganz grundlegend neue Richtung der Barmherzigkeit einschlägt? Ich kann es nicht sagen.

Es gibt ein Ritual, das diesen ganz grundlegenden Wandel vorführt, inszeniert und feiert – die Taufe: In der Taufe wird das Alte abgestreift und zurückgelassen. Der Mensch, der mit Christus stirbt und mit Christi Auferstehung aus der Taufe steigt, ist neu und mit dem Geist der Barmherzigkeit erfüllt. Im Gottesdienst zur Osternacht, der dieses Jahr im BR-Fernsehen übertragen wurde, habe ich von diesem Wandel gehört.

 

Evangelische Morgenfeier von Pfarrer Hans Christian Kley, Landshut .

 

Die Evangelische Morgenfeier

"Eine halbe Stunde zum Atemholen, Nachdenken und Besinnen" - der Radiosender Bayern 1 spielt die Evangelische Morgenfeier für seine Hörerinnen und Hörer immer sonntags von 10.32 bis 11.00 Uhr. Dabei haben Pfarrerinnen und Pfarrer aus ganz Bayern das Wort. "Es geht um persönliche Erfahrungen mit dem Glauben, die Dinge des Lebens - um Gott und die Welt."

Sonntagsblatt.de veröffentlicht die Evangelische Morgenfeier im Wortlaut jeden Sonntagvormittag an dieser Stelle.