Neben der Kunsthalle Jesuitenkirche werden auf drei Etagen und 650 Quadratmetern Leben und Werk des international bekannten Christian Schad (1894-1982) präsentiert. Neben George Grosz, Otto Dix und Carl Grossberg gehört der Künstler zu den bedeutendsten Vertretern der Kunstrichtung, die Dinge und Personen auf eine "objektive", nüchterne Weise darzustellen suchte. Der Darstellungsweise entsprach ein Verzicht auf Emotionen.
Am Anfang von Schads Schaffen stand das Experiment. 1915, im Ersten Weltkrieg, dem er sich in die Schweiz entzog, indem er einen Herzfehler vortäuschte, griff der junge Künstler aus großbürgerlichem Haus Expressionismus, Futurismus und Kubismus auf. 1916 entstand die "Kreuzabnahme". In Zürich schloss sich Schad 1916 der Dada-Bewegung an, die sich der Idee der absoluten Freiheit verschrieben hatte.
Direktor des Christian-Schad-Museums über den Künstler
1920 kehrte er nach München in den "warmen Schoß der Familie" zurück, wie der Aschaffenburger Gründungsdirektor Thomas Richter sagt. Aus der künstlerischen Krise fand der Maler bei einem Aufenthalt in Italien heraus. Dort begeisterten ihn die Meister der Hochrenaissance – Sandro Botticelli, Raffael und Leonardo da Vinci. "Ich will gegenständlich malen, ich will Menschen darstellen", bringt Richter Schads künstlerisches Credo auf den Punkt. Ein Coup gelang dem Maler in Rom mit dem Porträt eines prominenten Kirchenmanns: 1923 hatte Schad den Franziskanerpater Aquilin Reichert, einen für die Gewährung von Ablässen an der Römischen Kurie tätigen Pönitentiar, porträtiert.
Der Geistliche ebnete ihm 1924 den Weg zu Papst Pius XI. Die Reproduktionsrechte für das Papstporträt verkaufte der geschäftstüchtige Schad an einen Berliner Verlag. Das Papstporträt öffnete Schad 1925 auch die Türen zur besseren Wiener Gesellschaft. In der Donaustadt schuf der Maler realistische, elegante und erotische Porträts.
Bedeutung von Christian Schad für Aschaffenburg
In den 1930er-Jahren war Schad gezwungen, für den Markt zu produzieren: Nachdem die finanzielle Unterstützung aus dem Elternhaus ausblieb, verkaufte er Porträts blonder Mädchen an Modezeitschriften – auch ein Tribut an das Frauenideal des Nationalsozialismus. Als Berlin im Zweiten Weltkrieg zunehmend von alliierten Bombenangriffen getroffen wurde, ließ sich Schad 1942 provisorisch und 1943 endgültig in Aschaffenburg nieder, wo er zahlreiche Porträtaufträge erhielt. 1943 erhielt er den – mit 12.000 Reichsmark lukrativen – Auftrag, für die Maria-Schnee-Kapelle der Aschaffenburger Stiftskirche die um 1516 entstandene "Stuppacher Madonna" Grünewalds zu kopieren.
"Der vierfache Jahreslohn eines mittleren Beamten", erläuterte Richter. Schad engagierte sich in seiner neuen Heimatstadt auch in der örtlichen Volkshochschule: "Ein großer Künstler aus Berlin, der in Aschaffenburg in der Volksbildung tätig ist", fasst Richter die Wahrnehmung der Zeitgenossen zusammen.
In den 1960er- und 1970er-Jahren beschäftigte sich der Künstler zunehmend mit Themen der Mythologie und Traumvisionen. Zeitgleich begann auch Schads Wiederentdeckung als Meister der Neuen Sachlichkeit. Für den Zusammenhalt des Werks und die Schenkung des über 3.200 Objekte umfassenden Nachlasses an die Stadt Aschaffenburg sorgte Schads 2001 verstorbene Witwe Bettina.

Christian-Schad-Museum Aschaffenburg: Der Zeitplan
Die ursprünglich bereits für Ende 2017 geplante Eröffnung des weltweit ersten Christian-Schad-Museums im Aschaffenburger Museumsquartier verzögert sich bis mindestens Juni 2019. Bei den Arbeiten in der historischen Bausubstanz stieß man auf bauliche Probleme. Die Stadt Aschaffenburg will für das Museum rund 4,6 Millionen Euro ausgeben, über die Hälfte kommt aus Fördermitteln von Bund, Ländern und dem Bezirk Unterfranken.