Auch Wochen nach dem Erdbeben in der Türkei und in Syrien leistet das Technische Hilfswerk (THW) weiter Unterstützung. "Wir bringen Zelte, Schlafsäcke und Isomatten in die Türkei und nach Syrien", sagte Maren Jaschke, Referentin der Arbeitsgruppe Ausland des THW, dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Weitere Hilfsgüter, wie etwa Stromerzeuger, seien unterwegs. Insgesamt seien vom THW seit dem ersten Beben am 6. Februar mehr als 300 Tonnen Hilfsgüter auf Lkws in die Regionen geliefert worden oder seien gerade auf dem Weg dorthin.

Nachhaltige Hilfe nach Erdbeben

Derzeit seien Einsatzkräfte des THW-Teams "Wasser, Sanitär und Hygiene" vor Ort, um Wasseraufbereitungsanlagen in der türkischen Region Hatay zu installieren und Mitarbeiter der örtlichen Versorger zu schulen. Die Anlagen sollen die Wasserversorgung der Bürger, die nach dem Einsturz ihrer Häuser in Camps leben, verbessern und die Ausbreitung von Krankheiten wegen mangelnder Hygiene verhindern.

"Das hilft nachhaltig", sagt Jaschke. "Bei kommenden Katastrophen, die hoffentlich nie eintreten werden, kann der Wasserversorger die Engpässe selbst überbrücken."

Jaschke berichtet auch von Privatpersonen aus Deutschland, die sich aus eigener Initiative den Einsatzkräften vor Ort angeschlossen haben und ihnen als Übersetzer dienen.

Helfen nur mit Genehmigung

Der Oberarzt aus dem Alexianer Klinikum in Krefeld, Mehmet Antakyali, flog in die Türkei, um zu helfen. Mit 1.000 Kilogramm Gepäck machte er sich auf den Weg. Gemeinsam mit einer Gruppe von Medizinern reiste Antakyali nach Adana, einige Kilometer vom Epizentrum des Erdbebens entfernt.

Die Gruppe um den 51-jährigen Mediziner hatte gespendete Medikamente und weitere Hilfsgüter gesammelt. Vor Ort bemühte sich Antakyali um eine Erlaubnis für seinen Hilfseinsatz. "Vom Parlamentsabgeordneten bis hin zum Gouverneur hatte ich gefühlt Hunderte Menschen am Telefon." Helfen sei ohne Genehmigung nicht möglich gewesen. Antakyali sah das ein, denn: "Teilweise sind Häuser weiter eingestürzt, wenn Helfer zum Bergen hineingegangen sind."

Mit dem Begleitschutz von Soldaten halfen sie in den Dörfern rund um die Grenze zu Syrien. "Da haben wir einfach losgelegt", berichtet Antakyali. Die Ärzte aus Deutschland konnten Menschen, die auf Insulin oder Blutverdünner angewiesen seien, versorgen. Manchmal habe es schon geholfen, gemeinsam mit den Menschen zu weinen. "Es gibt Personen, die haben alles verloren."

Ausmaß der Katastrophe nicht sofort bewusst

Auch Kadir Erdogan, Vorstandsmitglied des Türkischen Kultur- und Bildungsvereins in Raunheim bei Frankfurt am Main, wollte in Deutschland nicht untätig sein. "Das Ausmaß der Katastrophe wurde uns am Morgen nach dem Ausbruch gar nicht bewusst", sagt Erdogan. Als am Nachmittag erste Anrufe von Verwandten aus der Türkei kamen, habe er gemeinsam mit weiteren Vereinsmitgliedern sofort Hilfsgüter besorgt. Ein Aufruf auf Facebook mobilisierte Hunderte Menschen ins Vereinsheim.

"Die meisten dieser Leute habe ich noch nie gesehen. Das waren Fremde, die aus der ganzen Region zu uns strömten, um zu helfen", erklärt Erdogan.

Bis zwei Uhr nachts wurden in Raunheim drei LKWs mit Spendenkisten beladen und dann am Frankfurter Flughafen abgefertigt.

"Wir rufen weiter zu Geldspenden auf", sagt das Vorstandsmitglied des Kultur- und Bildungsvereins. Die Stadtverwaltung habe ein Spendenkonto eröffnet.

"Unsere Almosen aus dem Ramadan lassen wir den Erdbebenopfern zukommen."

Im Ramadan ist es üblich, eine sogenannte Armensteuer, auch Almosen genannt, an Bedürftige zu geben.

"Viele unserer Freunde und Nachbarn haben Familienmitglieder verloren", sagt Erdogan. Vereinsmitglieder, die in die Region gereist sind, sagten nach ihrer Rückkehr, der Wiederaufbau werde sehr viel Zeit brauchen. Doch die meisten hätten wieder ihre Zuversicht gefunden, sagt Erdogan. "Das Leben muss weitergehen."

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