Zu Weihnachten 2019 werden viele der rund 100 Kinder vom Evangelischen Haus nicht nur gespannt auf das blicken, was an Heiligabend unter dem Baum bereit liegt, sondern auch ein bisschen stolz darauf sein, wie sie die Geschichte rund um Jesu Geburt sprichwörtlich in Szene gesetzt haben.
Der kleine Paul (fünf Jahre alt) hatte für den Film einen Esel aus Kastanien, Zahnstocher und etwas Farbe gebastelt, auch das Dach für den Stall in Bethlehem geht auf sein Konto. Die sechsjährige Charlotte erinnert sich noch gerne an den Heiligenschein aus einem alten Pfeifenputzer, der um den Kopf des Jesuskinds gewickelt wurde. Aus Baumrinde vom Garten der Kindertagesstätte Altenfurt hat der gleichaltrige Julian die Landschaft mitgebaut, in der sich die heilige Familie, die drei Könige und die Tiere bewegen.
Mühevolle Kleinarbeit
Denn tatsächlich sind die selbst gebastelten Darsteller des rund fünfminütigen Films sowie die Requisiten immer unterwegs: Die Weihnachtsgeschichte wurde aus hunderten Einzelbildern im "Stop-Motion"-Verfahren filmisch nacherzählt. Dazu musste das Bild immer wieder ein bisschen verändert werden, bevor die Szenerie aufs Neue abfotografiert wurde.
Simon und Marie, ebenfalls sechs Jahre alt, erinnern sich noch gut, wie sie das aus Eicheln und Wolle gebildete Schaf immer wieder ein Stückchen weiter rücken mussten, um eine Bewegung zu simulieren. Gleiches machten andere fleißige Hände mit Kaspar, Melchior und Balthasar oder den Hirten. Und sogar der Stern mit seinem goldenen Schweif bewegt sich hin und her.
"Es waren zwei Tage anstrengender Dreh, danach noch einer, an dem wir nur die Tonaufnahmen machten. Nicht zu vergessen die vielen Wochen mit Basteln, Kleben, Schneiden und Malen zuvor", erinnert sich Holger Knoblach an die Arbeiten an dem Film. Mithilfe einer Software setzte der Kinderpfleger die Bilder schließlich zusammen, legte die Tonspur darunter – fertig war der erste kleine Film schließlich im Januar dieses Jahres.
Staatlich geförderte Mega-Ausrüstung
Dass die jungen Besucher des Evangelischen Hauses für Kinder überhaupt Filme drehen können, hängt mit dem zweijährigen Modellversuch "Medienkompetenz in der Frühpädagogik" des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales zusammen, für das die Einrichtung Tablets mit Film- und Fotografier-Funktion, ein Kamerastativ, Beamer und Leinwand sowie ein Mikrofon erhalten hat. Die Mitarbeiter wurden extra geschult, um Kinder mithilfe der rund 10.000 Euro werten Ausrüstung im Umgang mit digitalen und analogen Medien vertraut zu machen. "Wir dürfen die Sachen dann auch behalten, wenn das Projekt im Herbst 2020 ausläuft", erklärt Leiterin Renate Opitsch.
Die Kinder würden einen sinnvollen und kreativen Umgang mit Medien lernen. Einige der ältesten Filmemacher aus der KiTa sind mittlerweile schon in der ersten Klasse. Und die kleineren und größeren "Eulen" haben auch schon ihr zweites Projekt anlässlich der Kinderbibelwoche in diesem Jahr abgeschlossen – diesmal einen Comic, der ebenfalls mit der Hilfe vieler kleiner und ein paar großer Hände entstanden ist. Unter dem Titel "5 Brote + 2 Fische" geht es dabei um die "Speisung der 5.000".