Wenn in den 1980er Jahren "Herrschaftszeiten!" aus dem Fernseher dröhnte, dann wussten die meisten Kinder: Der Pumuckl hat mal wieder Feile, Hammer oder Brille versteckt oder sonstigen Unsinn angestellt, über den sich der Meister Eder wie immer lautstark aufregte. Die Rolle des grantelnden, aber gutmütigen Münchner Schreinermeisters, der mit einem rothaarigen Kobold zusammenlebte, war dem bayerischen Volksschauspieler Gustl Bayrhammer wie auf den Leib geschrieben. Obwohl er auch in Stücken von Shakespeare, Goethe oder Schiller auftrat und eigentlich nie als Klischee-Bayer gesehen werden wollte - unsterblich geworden ist er als Meister Eder. Am 12. Februar wäre Bayrhammer 100 Jahre alt geworden.

Schon seine Eltern waren Schauspieler. Vater Max Bayrhammer (1867-1942) war vor allem in klassischen Rollen zu sehen - von King Lear bis hin zu Cyrano de Bergerac. Seinen Sohn hätte er aber lieber fernab der Schauspielerei gesehen. Doch der Junior, der mit vollem Namen Adolf Gustav Rupprecht Maximilian hieß, ließ sich nicht beirren. 1940 wurde er zunächst Soldat bei der Luftwaffe, doch noch während des Zweiten Weltkrieges absolvierte er seine Schauspielausbildung unter dem großen Heinrich George am Berliner Schillertheater. Seine ersten Engagements hatte er - damals noch ungewohnt schlaksig und gar nicht typisch bayrhammrig-barock - in Baden-Württemberg, in Sigmaringen, wo er auch seine Frau kennenlernte, später in Tübingen und Karlsruhe.

Bayrhammers Wunschziel war immer München 

Über weitere Zwischenstationen an kleineren Theatern, unter anderem bei den oberfränkischen Luisenburg Festspielen, kehrte Bayrhammer 1967 in seine Heimatstadt zurück. Sein "Lebensziel" sei immer München gewesen, erinnerte sich seine Frau Irmgard einst.

Mit Mitte 40 war sein Traum erfüllt - und Bayrhammer startete durch: Über die Jahre spielte er dort auf allen großen Bühnen: an den Kammerspielen, am Volkstheater und am Residenztheater, wo er über 700 Mal den Petrus im "Der Brandner Kaspar und das ewig' Leben" gab. Jedes Jahr an Allerheiligen zeigt das Bayerische Fernsehen die berühmte Inszenierung von 1975 mit Bayrhammer an der Seite von Fritz Straßner und Toni Berger. Mit dieser Rolle setzte sich Bayrhammer ein erstes Denkmal.

Bayrhammer hat einen großen Anteil am Erfolg von "Pumuckl"

Das zweite folgte ab 1972: Bayrhammer war der erste Münchner "Tatort"-Kommissar, der gemütlich vor sich hingrantelnde Melchior Veigl. Nach 15 Folgen war 1981 dann Schluss - die Drehbücher seien immer schlechter geworden, sagte Bayrhammer zu seinem Ausstieg.

Nun konnte er sich voll und ganz seiner Paraderolle widmen: dem Meister Eder, dem er bereits ab Ende 1970er Jahre in den Hörspielen seine Stimme geliehen hatte. Von 1982 an war er dann auch in dieser Rolle im Fernsehen zu sehen. Für Regisseur Ulrich König war von Anfang an klar, dass nur Bayrhammer Meister Eder sein konnte. Die großväterliche Güte und wenn nötig auch Strenge gegenüber dem Pumuckl habe Bayrhammer perfekt wiedergegeben. Ein Großteil des Erfolgs vom "Pumuckl" sei Bayrhammer zu verdanken, ist König überzeugt.

Bayrhammer spielte oft den Prototyp "Ur-Bayer" 

1988 folgte dann nach fünfjähriger Pause und einigem Hin und Her die zweite Staffel. Für Bayrhammer selbst war immer klar, dass es weitergehen musste, allein wegen der Kinder vorm Fernseher. "Das kann man doch nicht aufhören", sagte er einmal. Nach insgesamt 52 Folgen war dann Ende der 1980er Jahre aber endgültig Schluss mit "Meister Eder und sein Pumuckl".

Häufig zu sehen war Bayrhammer auch in den ZDF-Serien "Weißblaue Geschichten" oder "Königlich Bayerisches Amtsgericht". Dümmliche Rollen als Klischee-Bayer waren ihm zuwider, Bayrhammer liebte wandlungsfähige Charaktere: "Ich mag keine Wapperl am Arsch." Dennoch verkörperte er den Ur-Bayern wie kaum ein anderer - allein wegen seiner barock-wuchtigen Erscheinung, der unverkennbaren Stimme und dem markanten Lachen.

Bayrhammer war auch gesellschaftlich engagiert 

Bayrhammer war auch abseits von Bühne und Fernsehkamera engagiert. 1992, auf dem Höhepunkt der Ausschreitungen gegen Asylbewerber in Deutschland, machte er sich für mehr Toleranz und gegen Rassismus stark. Unter anderem unterschrieb er den "Rosenheimer Aufruf gegen Fremdenfeindlichkeit in Deutschland", wie im Stadtarchiv Rosenheim vermerkt ist. Und er setzte sich in seinem Wohnort Krailling bei München für mehr Umweltschutz ein.

Bayrhammer starb 1993 im Alter von 71 Jahren in Krailling an einem Herzinfarkt. Als Meister Eder lebt er aber für Generationen von Kindern und Erwachsenen bis heute weiter. Der Schreinermeister selbst hätte angesichts von so viel Ruhm wohl nur trocken bemerkt: "Des is ja a schöne Bescherung."