An der Evangelischen Hochschule Nürnberg (EVHN) beschreitet man diese schon seit rund 15 Jahren – mit wachsendem Erfolg. Natürlich war Corona ein Beschleuniger. Als plötzlich ab Mitte März 2020 zahlreiche Vorlesungen, Workshops oder Team-Treffen nicht mehr in Präsenz stattfinden konnten, war man an der EVHN froh, dass man bereits auf einen breitgefächerten Schatz an Erfahrungen zurückgreifen konnte. Und dass E-Learning bereits seit 2014 an der Hochschule praktiziert wird, zu dem e-fit eine Erweiterung im Zuge der Digitalstrategie der bayerischen Landeskirche (ELKB) darstellt.

Die Dienste sind für alle hauptberuflich und ehrenamtlich Tätigen der ELKB im Übrigen kostenlos. Je nach Füllstand des Terminkalenders kann e-fit aktiv werden

Was ist e-fit?

e-fit ist ein Projekt der ELKB im Rahmen der Digitalstrategie. Umgesetzt wird es am Institut für Fort- und Weiterbildung, Innovation und Transfer (IFIT) der Evangelischen Hochschule Nürnberg (EVHN). Das e-fit-Team soll die Einrichtungen bei der Umsetzung eigener Online-Angebote beraten und unterstützen, und zwar technische wie auch didaktisch, methodisch oder inhaltlich.

Ideen werden neu gesponnen

Diakon Sebastian Feder, Referent für E-Learning der EVHN, hat es zumindest nicht eiskalt erwischt, als plötzlich die Inhalte, die er mit Christa Stahl-Lang (Erwachsenenbildnerin und Geschäftsführerin IFIT), Diakonin Doris Zenns (Lehrkraft für besondere Aufgaben an der EVHN) und Diakonin Johanna Füssel (frisch gebackene Absolventin des Hauses) erarbeitet hatte, stärker gefragt waren als bislang.

"Wir hatten unsere Hausaufgaben ja gemacht und konnten aus dem Vollen schöpfen",

erklärt Feder an seinem Schreibtisch im Büro, das mit seinen Kameras, den großen Bildschirmen und der lila Hintergrundwand für Videodrehs wie eine Mischung aus klassischer Schreibstube und Aufnahmestudio wirkt. Hier wird nicht nur verwaltet, hier werden Ideen gesponnen und auch gleich ausprobiert und produziert.

Kollegin Christa Stahl-Lang ist beim Gespräch mit dem Sonntagsblatt via Bildschirm zugeschaltet, das Gespräch wiederum wird mit einer Go-Pro-Kamera aufgezeichnet – man ist also gleich mittendrin in der virtuellen Welt von "e-fit". Doris Zenns wiederum hat ihren Homeoffice-Arbeitsplatz in Kitzingen und ist ohnehin oft in elektronischer Form mit dabei.

"Wir können uns gar nicht erinnern, ob bei unserem letzten Team-Treffen alle wirklich vor Ort waren – für uns macht das nur noch wenig Unterschied",

lachen Stahl-Lang und Feder.

Arbeitsplatzsicherheit und Mundhygiene

Schulungen für Arbeitsplatzsicherheit mit gleichzeitiger Möglichkeit, bei Bestehen ein Zertifikat zu erreichen, die Evangelische Jugend bei der Einführung eines eigenen Online-Managers für ihre Verwaltungsaufgaben zu unterstützen oder Ausbildungstools für Notfallseelsorge bereitzustellen – beim e-fit-Quartett kommen viele Fäden zusammen, klopfen unterschiedlichste Einrichtungen der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) an, wenn sie Bedarf haben. Das kann das Amt für Gemeindedienst sein, das Predigerseminar oder die Rummelsberger Diakonie.

Für diese erarbeitet Johanna Füssel gerade eine Mitarbeiterschulung zum Thema "Mundhygiene".

"Wir bringen also nicht nur unser Know-how in die gezielten Angebote unserer Partner ein, sondern erweitern durch die Beschäftigung mit deren Themen selbst unseren Horizont",

meint Stahl-Lang. Schließlich müssen die Inhalte erst einmal selbst verstanden werden, bevor sie anderen verständlich gemacht werden können.

Die vier von e-fit beraten bei klassischen Themen wie der IT-Sicherheit oder Datenschutz und bringen sich in der "ELKB-Cloud" ein, mit der virtuelle Büros möglich sein könnten und vom Regionalbischof bis zur kleinen Kirchengemeinde bald auf teure Server verzichtet oder viel Papier eingespart werden könnte. Zudem ist man noch für die Studierenden der EVHN da und die diakonischen Einrichtungen. Das e-fit-Team berät und unterstützt die Institutionen zielgenau bei deren Umsetzung eigener Online-Angebote und stellt dabei nicht nur die technischen Möglichkeiten her.

Evangelische Hochschule Nürnberg
Die Evangelische Hochschule Nürnberg.

Vier teilen sich eine Stelle

Die vier Mitarbeitenden teilen sich die zumindest bis Jahresende voll durch die ELKB finanzierte Stelle. Freilich kosten E-Learning und die Mitarbeitenden dahinter Geld. Sebastian Feder verspricht sich von "e-fit" auch nicht, dass die ELKB durch dieses Angebot Mehreinnahmen generiert. "Aber wir können Kosten einsparen", ist er überzeugt und zählt auf: weniger Fahrtkosten für Schulungen, weniger ausgedruckte Unterrichtsmaterialien, Zeitersparnis für die Teilnehmenden.

Jeder hat überdies noch andere Aufgaben in der Kirche inne. "Ich bin beispielsweise erst mal Diakon, habe mir aber viele Kenntnisse angeeignet, weil es mich interessiert hat", so Feder. Andere dagegen hätten klassische Ausbildungen in der Bildungsarbeit und schwerpunktmäßige Fortbildungen genossen.

"Wichtig ist, dass das technische Wissen passt, aber auch genügend Raum für Kreativität und zweckmäßige Lösungen vorhanden ist",

meint Stahl-Lang.

Sie helfen bei didaktischen, methodischen oder inhaltlichen Fragen. "e-fit" hat das Ohr immer am Puls der Zeit, was aktuelle Fragestellungen rund um das E-Learning angeht, und bietet zielgerichtet Schulungen zu den verschiedenen praktischen Themengebieten.

Ein neues Gimmick ist eine Art interaktiver Laserpointer – eine Anwendung, die Feder entdeckt hat, die den physischen Laserpointer ersetzt, mit dem Dozentinnen oder Dozenten auf bestimmte Punkte ihrer Darstellungen und Grafiken zeigen würden. "Das gibt’s auch im Bildschirm, nicht nur auf dem Bildschirm", freut sich Feder – und baut dieses Tool dann gleich für die neuesten Online-Vorträge aus dem Hause "e-fit" ein.

Online-Didaktik und hybride Tagungen

Sebastian Feders Steckenpferd sind bei "e-fit" der technische Support, Online-Didaktik, Videokonferenzen und hybride Tagungen. Als die bayerische Landessynode während der Pandemie neue Tagungsformen suchen musste, war er mit im Boot: Bei der Zuschaltung des ukrainischen evangelischen Bischofs Pavlo Shvartz in die Eventhalle in Geiselwind, den Pressekonferenzen mit zugeschalteten Redakteuren oder dem Aufbau des Studios im Landeskirchenamt war er im Hintergrund mit beteiligt.

Die drei Damen haben ihre Schwerpunkte in den Bereichen Online-Moderation & -Didaktik, Schulungsentwicklungen, Gestaltung von Präsentationen, Live-Online-Trainings, Zoom-Schulungen oder asynchrones Arbeiten mit der Lernplattform ELKBLernen gesetzt. "Es gibt verschiedene Lerntypen unter den Menschen, dem tragen wir auch Rechnung", erklärt Christa Stahl-Lang.

Asynchrones Lernen

Beispiel "asynchrones Lernen": Das Asynchrone drückt sich dadurch aus, dass bei Schulungen der Moderierende nicht live auf dem Bildschirm sichtbar mit dabei ist, sondern im Hintergrund wirkt. Christa Stahl-Lang beobachtet und moderiert dann beispielsweise bei Kursen oder Prüfungen, wie die zu Schulenden sich durch Inhalte, Fragen und Antwortmöglichkeiten schlängeln, ob sie motiviert mitarbeiten oder ob vielleicht mal zwischendurch die Luft raus ist. "Dann schreite ich als Moderatorin ein und gebe mal eine Hilfestellung", erklärt sie.

"Außerdem ist es wichtig, die Teilnehmenden regelmäßig zum Mit- und Weitermachen zu motivieren und in ihren Lernprozessen zu begleiten. Und Spaß machen soll es auch noch."

Das Thema Digitalisierung hat nun auch noch durch Corona rasant Fahrt aufgenommen. Hat man an der EVHN bereits im Jahr 2005 die ersten Gehversuche in dieser Richtung unternommen, Vorlesungen gefilmt und ins Netz gestellt oder in Internet-Clouds wahre Dateienwüsten angelegt, ist man dieser digitalen Steinzeit schon lange entwachsen. E-Learning umfasst mittlerweile das Bereitstellen einfacher Anmeldeformulare oder Handouts über virtuelle Lernformen wie Youtube-Tutorials oder interaktive Präsentationen bis hin zu "Blended Learning": Hinter diesem Begriff verbirgt sich eine gute Mischung aus Präsenzlehre mit Online-Anteilen. Bei "e-fit" ist man überzeugt, dass dieser Mixtur die Zukunft gehört.

"Es gibt immer noch Menschen, die voreingenommen gegenüber digitalen Lehr- und Lernmethoden sind. Vielleicht, weil sie der Qualität der Vermittlung von Inhalten nicht trauen. Oder weil sie befürchten, dadurch überflüssig zu werden",

weiß Christa Stahl-Lang. Doch von dem "Konkurrenzdenken der Fakultäten" dürfe man sich getrost verabschieden. Feder meint: "In der Kombi liegt die Kraft. Paulus würde heute keine Briefe schreiben, sondern die Lernplattform ELKBLernen nutzen."