Die bayerische Landeskirche verkauft ihre Tagungsstätte Wildbad Rothenburg an die Stadtwerke Rothenburg. Dabei wechselt nicht nur der imposante Gebäudekomplex den Besitzer - im Zuge eines Betriebsübergangs zum 1. Januar 2025 werden auch der Tagungsbetrieb und die Mitarbeitenden übernommen.
Verkauf der Tagungsstätte Wildbad Rothenburg
Diese wurden am Dienstag in einer Betriebsversammlung informiert. Für die Einrichtungen der evangelischen Kirche wird es weiterhin Sonderkonditionen geben. Für den zuständigen Oberkirchenrat Stefan Blumtritt ist die Lösung für alle - Kirche, Investor, Betreiber und Mitarbeitende - ein "Sechser im Lotto".
Über den Kaufpreis schweigen die Beteiligten. Kenner der Materie sagten dem Evangelischen Pressedienst (epd), es handle sich um einen "fairen Kaufpreis", der alle Aspekte berücksichtige. Zum einen, dass der Käufer den Wildbad-Betrieb früher als von der Landeskirche geplant übernimmt - und dieser damit weitere Zuschüsse erspart bleiben. Denn: Trotz großer Anstrengungen war es nicht gelungen, den Wildbad-Betrieb in kirchlichen Strukturen zumindest kostendeckend zu organisieren.
Zum anderen, dass die einstige Kuranlage mit ihrem Park in den nächsten Jahren auch noch einige Investitionen für Sanierungen und Modernisierungen benötigt.
Das Wildbad schrieb nach wie vor rote Zahlen
Ende November 2023 war bekannt geworden, dass die Landeskirche das Tagungshaus spätestens Ende des Jahres 2025 aufgegeben hätte. Zwar sei es seit Ende der Corona-Pandemie wieder gut ausgelastet gewesen, es schrieb aber wie eh und je rote Zahlen.
Die Entscheidung, die Zuschüsse fürs Wildbad ab 2025 einzustellen, hatte sich die Kirchenleitung nicht leicht gemacht - jahrelang wurde um ein Konzept für die landeskirchlichen Gäste- und Tagungshäuser gerungen. Als Gutachter nach einem von der Kirche festgelegten Kriterienkatalog alle Häuser bewertet hatten, war klar: Unter anderem das Wildbad hat keine kirchliche Zukunft mehr.
Zahlreiche Ideen wurden in den vergangenen neun Monaten in die öffentliche Debatte geworfen. Allein: Ein tragfähiges Konzept für den Weiterbetrieb als kirchliches Haus fand sich nicht. Zuletzt legte die Landeskirche nach epd-Informationen für jede getätigte Übernachtung im Wildbad Geld obendrauf.
Pro Jahr ist so eine sechsstellige Summe zusammengekommen - angesichts sinkender Mitgliederzahlen und der angespannten Finanzlage der Kirche konnte das nicht so bleiben.
Stadtwerke-Geschäftsführer: "Wir sind uns sicher, dass wir das Wildbad in eine gute Zukunft führen können."
Oberkirchenrat Stefan Blumtritt sagte, man habe den Schritt des Verkaufs auch deshalb gehen müssen, "um unseren verbliebenen Gäste- und Tagungshäusern eine solide finanzielle Zukunft zu geben". Der Verkauf des Wildbads zeige, dass der von der Landeskirche angestoßene Prozess der Neustrukturierung der Gäste- und Tagungshäuser gute und tragfähige Lösungen hervorbringe.
Landesbischof Christian Kopp sagte, er freue sich, dass mit den Stadtwerken Rothenburg, den Stadtwerken Heidenheim und deren Schlosshotel "starke Partner" gefunden wurden, die das Wildbad als Ort "der Begegnung, der Bildung und des Austauschs" weiterführen.
Rechtlich sieht die Zukunft so aus: Die Stadtwerke Rothenburg kaufen das Wildbad und vermieten es dann anschließend an die Schlosshotel Hellenstein GmbH in Heidenheim, die zu den dortigen Stadtwerken gehört. Die Stadtwerke Rothenburg sind zu 100 Prozent im Besitz der Stadt Rothenburg - die Geschäftsführung liegt dabei seit geraumer Zeit in den Händen der Stadtwerke Heidenheim. Diese wiederum hat bereits zwei Gastro- und Hotelbetriebe in ihrem Portfolio und kann deshalb auf einiges Know-how zurückgreifen. Auch im Immobilienbereich ist sie aktiv und kann deshalb auch beim Wildbad-Unterhalt viel Wissen einbringen.
Erich Weber, der Geschäftsführer der Stadtwerke und des Schlosshotels, sagte auf epd-Anfrage, die nun gefundene Lösung sei eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten: "Wir sind uns sicher, dass wir das Wildbad in eine gute Zukunft führen können." Den Stadtwerken sei bewusst, dass sie einen Hotelbetrieb übernehmen, der momentan Verluste schreibt. Man sei jedoch zuversichtlich, im Verbund mit dem Schlosshotel und anderen Betrieben der Stadtwerke "Synergien" heben und den Betrieb wirtschaftlich gestalten zu können: "Es ist uns eine Ehre, diese traditionsreiche Einrichtung mit dem aktuellen Personal in eine neue Ära zu führen."
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Win Win Situation für Alle,…
Win Win Situation für Alle, herzlichen Glückwunsch!
Es beschäftigt mich schon lange, wieviel Energie (Kraft, Zeit, Geld) meine Kirche für ihre Immobilien verschwendet.
So viele Kirchenbauwerke dienen hauptsächlich anderen Zwecken und haben oft große (kunst-) historische Bedeutung (z.B. Lorenzkirche Nürnberg, Johanneskirche Würzburg), sodass sich Andere, Kompetentere drum kümmern sollten. Jesus würde von seiner Kirche nicht erwarten, daß sie Immobilienverwaltung zu ihren Kernkompetenzen zählt.
Mein Vorschlag: Verkaufen wir alle unsere Bayrischen Kirchen an die Bayrische Schlösserverwaltung und mieten sie für einen Bruchteil der bisherigen Kosten für die Gottesdienste. Dann können sich die Kirchenmitarbeiter mehr um die Seelsorge kümmern, wie würde Jesus das finden?