Nördlicher geht es nicht, zumindest nicht in Bayern: Das evangelische Dekanat Bad Neustadt an der Saale liegt am Rande der Rhön und damit im äußersten Norden des Freistaats, wo Thüringen und Hessen ganz nah sind.

Evangelisches Dekanat Bad Neustadt an der Saale: "Starke Diasporasituation"

Nicht nur geographisch, auch konfessionell nimmt der unterfränkische Dekanatsbezirk eine etwas randständige Lage ein: Hier leben rund 18.000 evangelische Christen, ihr Anteil macht weniger als ein Viertel (22 Prozent) der Gesamtbevölkerung aus. Evangelisch in Rhön-Grabfeld, das sei geprägt von einer "starken Diasporasituation" – so beschreibt das Dekanat Bad Neustadt an der Saale selbst seine Lage.

Doch das gilt nicht für alle Gegenden des Dekanats im Kirchenkreis Ansbach Würzburg: Ostheim zum Beispiel ist seit der Reformation evangelisch. Über der Stadt thront die größte Kirchenburg Deutschlands. Es gibt wenige andere Kirchenburgen, die so gut erhalten sind wie dieses spätmittelalterliche Bauwerk, das um 1400 gebaut wurde und als "Denkmal von nationaler Bedeutung" eingestuft ist.

Kirchenburg in Ostheim vor der Rhön
Ostheim vor der Rhön im heutigen Landkreis Röhn-Grabfeld war zusammen mit drei weiteren Gemeinden bis nach dem Zweiten Weltkrieg eine thüringische Exklave.

Umgeben von einer Wehrmauer mit vier Ecktürmen steht mittendrin die imposante Kirche St. Michael, die von Anfang an – der Renaissancebau wurde 1619 fertiggestellt – als evangelische Kirche vorgesehen war und noch immer als solche genutzt wird, heute als Stadtkirche von Ostheim vor der Rhön.

Fast ein Drittel der Einwohner würde hier Platz finden, insgesamt gibt es über 1.000 Sitzplätze. Das Deckenbild im Tonnengewölbe zeigt den himmlischen Thron Gottes nach Offenbarung 4 und 5 und stammt ebenso wie Taufstein und Opferstock aus den Anfangstagen der Kirche.

Kirchenburg von Ostheim: David gegen Goliath

Dank der beeindruckenden Michaelskirche inmitten der Wehranlage macht die Kirchenburg von Ostheim viel her – nicht nur historisch, auch optisch. Genau dies rettete einigen Ostheimern vor fast 400 Jahren das Leben. Denn damals, 1634, war die Kirchenburg Schauplatz einer Art David-gegen-Goliath-Geschichte aus dem Dreißigjährigen Krieg.

Das protestantische Ostheim war feindliches Gebiet für die katholischen Truppen des Kaisers. Als über 1000 Soldaten und Söldner immer näher an Ostheim heranrückten, suchten 10 Ostheimer Zuflucht in der Burg. 10 gegen 1000! Doch die Sache endete zugunsten der protestantischen Ostheimer Minderheit.

Geopolitische Besonderheit nach dem Zweiten Weltkrieg

Womöglich war das Heer des Kaisers angesichts der imposanten Burg davon ausgegangen, es mit einer viel größeren Gegenwehr zu tun zu haben. Dessen Anführer kapitulierte und versprach den Ostheimern freies Geleit, wenn sie nur das Tor zur Kirchenburg öffnen würden. Das Tor ging auf – und die zehn Männer traten heraus. Angesichts dieser Schmach wollte der wütende Anführer die Ostheimer hinrichten lassen. Doch denen gelang die Flucht.

Eine geopolitische Besonderheit bot Ostheim nach dem Zweiten Weltkrieg.  Die Stadt war seit 1920 eine Art Insel, gehörte zu Thüringen, war aber komplett von Bayern umgeben.

Nach der Teilung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg hatte dies für die thüringische Exklave Ostheim ganz praktische Konsequenzen: Als Teil der amerikanischen Besatzungszone wurde Ostheim dem Freistaat Bayern zugesprochen.

Zugehörigkeit zu neuem Landkreis

Damit stand die Stadt, die zum thüringischen Landkreis Meiningen gehörte, unter bayerischer Verwaltung. Thüringen verzichtete zwar offiziell nicht auf Ostheim, akzeptierte aber die Grenzziehung. Die evangelische Kirchengemeinden waren Teil der thüringischen Landeskirche.

Das änderte sich erst 1972, als Ostheim nicht mehr zum Landkreis Meiningen in Thüringen gehörte, sondern nunmehr zum bayerischen Landkreis Rhön-Grabfeld. Die evangelischen Kirchengemeinden Ostheims wurden in die bayerische Landeskirche eingegliedert. Damit wurde offiziell, was bereits seit Jahren faktisch der Fall war: Für die Gemeinden war die bayerische Landeskirche verantwortlich.

Die hatte bereits 1954 mit ihrem Pendant in Thüringen ein Abkommen geschlossen, das die Verwaltung der Gemeinden durch die bayerische Landeskirche ermöglichte. So konnten etwa die von der thüringischen Kirche entsandten Pfarrer besoldet werden.

Karl-Uwe Rasp wird Anfang 2022 neuer Dekan

An der Spitze des Dekanats Bad Neustadt an der Saale stand bis zum September 2021 Dr. Matthias Büttner, der inzwischen in gleicher Funktion nach Ansbach gewechselt ist. Anfang 2022 kommt sein Nachfolger nach Unterfranken: Die Aufgabe übernimmt Karl-Uwe Rasp, der bislang noch Dekan in Uffenheim ist.

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