Die evangelische Christuskirche steht leicht erhöht an einem Hang, inmitten der einzigartigen Bergkulisse von Berchtesgaden. Der neugotische Bau wurde nach Plänen des Münchner Architekten August Thiersch von 1897 bis 1899 errichtet.
Rund um die Entstehung rankt sich eine Geschichte. Carl von Linde war Vorsitzender des Kirchenbauvereins der evangelischen Kirchengemeinde ; er bat den Prinzregenten Luitpold nach einem Grundstück für den Kirchenbau. Als der Prinzregent ablehnte, erklärte Carl von Linde, dass er seinen Grund am Obersalzberg zur Verfügung stellen würde. Daraufhin gab der Prinzregent den Bauplatz frei: Wenn die Protestanten schon eine Kirche bräuchten, dann wolle er diese nicht ständig anschauen müssen.
Reformation in Berchtesgaden
Die ersten lutherischen Gläubigen hatten sich bereits im 16. Jahrhundert in die Region begeben, doch kam es im Zuge der Gegenreformation in den Jahren 1732/33 zur Emigration mehr als der Hälfte der Protestanten. Ihre Besitztümer wurden verkauft, die Erlöse wurden in einer "Emigrantenasse" gesammelt. Erst mit dem Edikt des Königs Maximilian I. Joseph von 1808 kehrte der Protestantismus nach Berchtesgaden zurück.
Evangelische Christuskirche in Berchtesgaden
Der helle Kirchenraum befindet sich auf dem Emmausweg in Berchtesgaden. Das Mosaik im Tympanon über dem Eingangsportal entwarf der Münchner Maler Balmer, die zu beiden Seiten angebrachten Statuen von Petrus und Paulus stammem von dem Münchner Bildhauer Anton Weigel. Zur Einweihung erhielt die Kirche von der deutschen Kaiserin Augusta Viktoria eine Altarbibel.
1923 schuf Steinmetz Kajetan Brandner eine Gedächtnistafel für die Gefallenen des 1. Weltkrieges. Vier Jahre später stifteten Graf und Gräfin von Schwerin den Taufstein aus Adneter Marmor.
In Erinnerung an die vor 200 Jahren aus dem Berchtesgadener Land gewiesenen Glaubensbrüder und -schwestern brachte man 1933 im rechten Seitenschiff eine Gedenktafel an. 1956 schnitzte Heinrich Bieler den "Guten Hirten" am nördlichen Pfeiler.
1965/66 wurde die Kirche stark verändert. Die neugotische Inneneinrichtung wurde weitgehend entfernt und der Altar weiter nach vorne verlegt und der Raum weiß gestrichen. Nur die Kanzel mit dem Lesepult, eine Schnitzarbeit von Josef Hafner, wurde an seinem Platz belassen. Hinter den Altar wurde ein großes Bronzekreuz des Bildhauers Hans Richter befestigt.
Die Glasfenster schuf der Gräfelfinger Künstler Rudolf Büder. In der Apsis befinden sich Christi Geburt, Passion und Ostern; in den Rundfenstern darüber die Symbole der Heiligen Dreieinigkeit. Die Rosette über der Orgel zeigt das himmlische Jerusalem mit dem Lamm.
Zum Gedenken an die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges wurden zwei Marmortafeln angebracht. Aus den 1960er Jahren stammt auch die Orgel mit 24 Registern von der Firma Walcker in Ludwigsburg. Im linken Seitenschiff wurde das Abendmahlsrelief vom ehemaligen Altaraufbau aufgehängt, zusammen mit dem verkleinerten alten Altartisch entstand eine kleine Andachtskapelle.
In den 1990er Jahren wurde die Kirche erneut umgestaltet. Der Bildhauer Hans Richter nutzte das alte Standkreuz und schuf daraus ein Auferstehungsbild; auch der heutige Altar stammt von ihm.
1997 hängte Bildhauer Hans Richter den Corpus des bisherigen Standkreuzes in die Mitte einer strahlenden Ostersonne aus Bronze und schuf damit ein beeindruckendes Auferstehungsbild; auch der heutige Altar ist sein Werk.
Evangelische Gemeinde Berchtesgaden
Die evangelisch-lutherische Gemeinde von Berchtesgaden ist die Hauptkirche in der Stadt. Die Gemeinde ist auch zuständig für die Kirche in Bischofswiesen, Ramsau und Sam Königssee. Die Gemeinde gehört zum Dekanat Traunstein.