Rund 25 Menschen sitzen verstreut in der Aula der evangelischen Wilhelm-Löhe-Schule in Nürnberg. Ein paar Lehrer sind dabei, vor allem aber Schülerinnen und Schüler ab zehn Jahren. Auf der Bühne singt eine Schülerin mit Gitarrenbegleitung: "Da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns." Seit einer Woche bietet die Schule mittwochs nach Schulschluss eine kurze Friedensandacht an. "Wir haben nach den Ferien schnell gemerkt, dass es ein großes Bedürfnis für die Schulgemeinschaft ist", sagt Schulleiter Mark Meinhard.

Schüler*innen gestalten wöchentliche Friedensandachten auf freiwilliger Basis

Auf freiwilliger Basis wurde deshalb ein niederschwelliges Angebot geschaffen, das Raum geben soll für eigene Gedanken und Emotionen wie Trauer, Angst oder Wut. Die 17-jährige Klara trägt bei der Friedensandacht eine Fürbitte vor und findet es wichtig, dass sie sich in diesem Rahmen gegenseitig Kraft und Trost geben können. "Ich habe schon Angst, weil das eine Situation ist, die wir alle nicht kennen. Aber ich bin auch wütend, weil ich nicht verstehe, wie es so weit kommen konnte."

Leonie, 16 Jahre alt, fügt hinzu:

"Für unsere Generation ist Krieg so abstrakt. Aber die ältere Generation belastet das sehr. Es ist schwierig für mich, das mitanzusehen."

Nach der letzten Andacht hat sie ein Gebet auf die Tafel geschrieben, die in der Aula aufgestellt wurde. Oben auf der Tafel steht in blau-gelb: "Wand der Gedanken, Sorgen, Fürbitte". Jeder kann aufschreiben, was ihn beschäftigt. "Putin hör auf!" steht auf einem Zettel, "Bitte schütze alle Kinder auf der Flucht" auf einer weißen Friedenstaube.

Schüler*innen nehmen den Angriffskrieg auf unterschiedliche Art und Weise wahr

Wie die Schülerinnen und Schüler den Angriffskrieg auf die Ukraine wahrnehmen, ist sehr unterschiedlich, sagt Meinhard.

"Die Kleinen beschäftigen Dinge wie das Zurücklassen des Hauses und in ein anderes Land zu ziehen. Die Älteren haben oft eher eine abstrakte Angst, zum Beispiel vor einem möglichen Weltkrieg oder den wirtschaftlichen Folgen."

Auf die Löhe-Schule gehen auch etliche Kinder mit ukrainischen oder russischen Wurzeln. "Die bringen ihre eigenen Geschichten mit." Wichtig ist dem Direktor, keine Stellvertreterauseinandersetzung zu führen. "Wir werden auch nicht russische Kunst, Literatur oder Musik aus unseren Programmen streichen."

Die Löhe-Schule hat bereits bei der Stadt Nürnberg die Bereitschaft geäußert, geflüchtete Kinder aus der Ukraine aufzunehmen. Da sie als Gesamtschule Schulformen von Grundschule über Mittelschule bis hin zum Gymnasium vereint, "wäre der Vorteil, dass wir Familien mit Kindern aus verschiedenen Altersstufen ein Angebot machen können". Auch eine Lehrkraft für Deutsch als Zweitsprache sei schon da und könnte den Kindern Deutschunterricht geben. "Es geht vor allem darum, erst einmal eine Heimat vor Ort, ein Ritual und ein pädagogisches Einfühlen in eine Normalität zu gewährleisten. Das wären wir gerne bereit, zu tun."