Eine große Krankenkasse definiert eine strenge Diät als Verzicht, bei dem "einige wichtige Lebensmittel und Zutaten aus unserer täglichen Ernährung gestrichen und teilweise durch andere ersetzt" werden. Meist sei das Ziel einer Diät, die als zeitlich begrenzt beschrieben wird, die Reduktion von Körpergewicht.
Auf den ersten Blick erscheint das Konzept des Fastens ähnlich zu sein. "Fasten ist im Wortsinn das Festhalten an eine Verzichtsregel, man nimmt sich etwas vor und versucht daran festzuhalten", sagt Pfarrer Martin Vorländer im Gespräch. Er ist, der neben anderen Personen, Teil des diesjährigen Kuratoriums der Fastenaktion "7 Wochen ohne" der evangelischen Kirche.
Unterschied zwischen Fasten und Diät halten
Fastentraditionen gäbe es in allen Religionen als Körpertechnik, bei der man das Essen reduziert. Wo aber liegt nun der Unterschied zu einer Diät, wenn es in beiden Fällen vorrangig um Verzicht geht?
Fasten könne, so Vorländer, zu intensiven körperlichen Erfahrungen führen: "Viele, die fasten, erzählen, dass es sie bewusster macht." Und laut Vorländer steckt noch mehr dahinter:
"Innerhalb der Religion kommt das Soziale dazu, also Mitgefühl mit anderen Menschen, die weniger haben, sowie das Spirituelle. Spirituell im Sinne von: Ich will schauen, wie ich eine besondere Zeit gestalte, wie ich mich hineinversenke in die Geschichten der Passion."
Es gehe auch um die Erfahrung: "Ich muss nicht immer alles haben zu jeder Zeit, sondern ich kann auch verzichten."
Fasten im Christentum
Für Christen liege der Ursprung der Fastenzeit bei Jesus Christus selbst, "der sich vor seinem Wirken in die Wüste zurückgezogen und 40 Tage gefastet hat. Manche wollen durch das Fasten Jesus näher sein." Es gehe wie bei Jesus in der Bibel darum, Versuchungen zu widerstehen, sagt der evangelische Pfarrer, der selbst in der Fastenzeit meist auf Alkohol verzichtet – und betont:
"Mir ist die Freiheit wichtig. Du wirst durch das Fasten nicht frömmer oder bist spiritueller, sondern du entscheidest dich dafür."
Der 53-Jährigen betont, dass die mittelalterlichen Zeiten vorbei sind, in denen man fastete, um zu beweisen, wie fromm man sei: "Die Anregung unserer evangelischen Fastenaktion ‚7 Wochen ohne‘ ist, sich eines Themas anzunehmen und zu überlegen, was für Verhaltensweisen habe ich oder was für Abhängigkeiten. Ich lasse im Idealfall etwas weg, um etwas anderes dazuzugewinnen."
Wie faste ich?
Gut sei, sich im Vorhinein zu überlegen, "was ich weglasse und wofür ich mir Zeit nehme". Wo kann Spiritualität in meinem Leben vorkommen? Das könnten 15 Minuten Gebetszeit am Morgen sein, oder schon das Bewusstsein, beim Ausatmen zu reflektieren, "dass in der Bibel steht: Gott hat dem Menschen den Lebensatem eingehaucht. Unser Atmen kommt von Gott und jeder Atemzug verbindet uns mit ihm."
Vorländer, der auch als evangelischer Sendebeauftragter für Deutschlandradio und Deutsche Welle arbeitet, rät bei der Suche nach einem Fastenziel: "Ich bin kein Fan von Kasteiungen. Ich würde freundlich mit mir umgehen. Fastenklassiker sind ja Fleisch, Alkohol und Süßigkeiten. Ist da schon mal was dabei, was mir einfach guttut, wenn ich aus einer Gewohnheit aussteige und es über die sieben Wochen anders mache?"
Auch würde der gebürtige Bayer empfehlen, sich nicht zwei oder drei Sachen vorzunehmen: "Eins reicht".

Fastenaktion "7 Wochen ohne"
In der evangelischen Kirche beteiligen sich viele Menschen an der Fasteninitiative "7 Wochen Ohne", um aus gewohnten Konsum- und Verhaltensweisen auszusteigen und neue Lebensziele zu finden. In diesem Jahr steht sie unter dem Motto "Luft holen! Sieben Wochen ohne Panik". Bei der Aktion 2025 geht es nach Angaben der Organisatoren darum, die Atemlosigkeit des Alltags zu unterbrechen.
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