Es war die zweite Beerdigung, die ich halten durfte. Der Verstorbene hatte ein gutes Alter erreicht. Er war gestorben, nachdem er nach einem sehr aktiven und engagierten Leben ins Pflegeheim ziehen musste. Dankbar kann man auf sein langes und erfülltes Leben zurückschauen. Er war für seine Frau, seine Kinder und seine Enkelkinder da.

Und doch war sie spürbar – die Trauer über seinen Verlust. Zwar war er nicht plötzlich gestorben, aber doch schmerzlich. Alle waren gekommen, um Abschied zu nehmen und um ihn zu trauern.

Während der Beerdigungsfeier hatte ich offenbar die richtigen Worte gefunden. Ich nahm wahr, wie Menschen lächelten, wenn es mir gelang, den Verstorbenen in meinen Worten lebendig und treffend darzustellen. Gleichzeitig sah ich viele, die zu Tränen gerührt waren. Auch mich ergriff die Stimmung. Dankbar schaute ich auf das erfüllte Leben dieses Mannes, und zugleich ließ ich mich in die Trauer um seinen Tod hineinnehmen. Mit gemischten Gefühlen begleitete ich die Trauergesellschaft von der Aussegnungshalle zum Grab.

Der Marienkäfer am Grab

Dort folgte der zweite Teil der Beerdigungsfeier. Ich sprach den Angehörigen das Evangelium von der Auferstehungshoffnung zu – ein Wort, das uns allen und auch dem Verstorbenen gilt. Danach nahm ich den ersten Erdwurf vor und wartete am Grab, bis jeder Abschied genommen hatte. Es war schwer. Ich fühlte mit den Menschen in ihrer Trauer.

Doch mitten in diesem Moment entdeckte ich auf einem Blatt an einem Busch am Grab einen Marienkäfer. Die plötzliche Schönheit dieses kleinen Wesens berührte mich tief und durchbrach die Schwere meiner mitfühlenden Trauer. Es war für mich, als würde die Hoffnung aus dem Evangelium von der Auferstehung Wirklichkeit werden. Als würde Gott selbst zu mir sagen:

"Ja, es gibt den Tod. Und ja, es gibt die Trauer. Aber mein Leben, das ewige Leben, durchbricht alles. Denn die Auferstehung hat den Tod überwunden."

Der Anblick des Marienkäfers schenkte mir Trost. Mit seiner Schönheit verwies er mich auf die Hoffnung der Auferstehung. Diesen Blick für das Schöne im Leben und die Hoffnung auf die Auferstehung der Toten wünsche ich auch Ihnen von Herzen.

Berge, Gott und Menschen: Erlebnisse aus dem Vikariat