Eigentlich hätte sie gar nicht darüber nachgedacht, sich auf die frei werdende Stelle zu bewerben, nachdem Klaus Stiegler das Dekanat Schwabach vor wenigen Monaten verließ, um in Regensburg Regionalbischof zu werden. Letztlich war es dann doch die Chefin, die ihr nahelegte, ihren Hut in den Ring zu werfen:

Die Nürnberger Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern legte der in Freiburg im Breisgau und Herzogenaurach aufgewachsenen Theologin nahe, ihre gewonnenen Erfahrungen in der Verantwortung für zwölf Kirchengemeinden und rund 13.000 Protestanten in Gräfenberg nun für die 26 Gemeinden und 54.000 evangelischen Christen einzubringen, die in Schwabach auf sie warten. "Hier kann ich zu 80 Prozent Dekanin sein, darauf hab ich wirklich Lust. In Gräfenberg war der Leitungsanteil der Stelle auf ein Drittel beschränkt", erklärt sie ihre Beweggründe, diese Chance jetzt wahrzunehmen.

Auf dem Weg zum Dekanat Fränkische Schweiz

Wäre diese nicht gekommen, sie hätte keinen Grund gehabt wegzugehen. Berthild Sachs lobt die Solidarität unter den Pfarrern im Dekanat Gräfenberg, die allesamt Einzelkämpfer seien, aber füreinander einstehen, wenn Not ist. Und die sei in einem kleinen Flächendekanat wie Gräfenberg schnell da: Mit gerade mal einer Viertelstelle für einen Dekanatskantor oder einen mittlerweile mühsam auf eine ganze Stelle aufgestockten Posten für einen Jugendreferenten sei man oft schnell am Limit angelangt.

"Andererseits leben wir in einem großen Sozialraum, in dem einmal gesteckte Dekanatsgrenzen zwischen Forchheim und Gräfenberg mit der Lebensrealität der Menschen sich schon lange nicht mehr decken. Die verwandtschaftlichen oder freundschaftlichen Beziehungen sind ebenso fließend wie die Arbeits- und Schulorte", sagt Sachs.

Zusammen mit dem Forchheimer Dekan Günther Werner habe sie daher vor einiger Zeit erste Überlegungen angestellt, die eines Tages in ein "Dekanat Fränkische Schweiz" münden könnte. Ende November haben dann auch die Mitglieder beider Dekanatsausschüsse weiteren Bemühungen zugestimmt, die möglicherweise in einem Zweckverband eine verbindliche Struktur finden sollen.

Dabei würden die beiden benachbarten Dekanate beispielsweise gemeinsame Fortbildungen für Ehrenamtliche anbieten, Kooperationen bei der Ausbildung von Kirchenchorleitern und Organisten beginnen, gemeinsame Pfarrkonferenzen abhalten oder auch in der Erwachsenenbildung und Jugendarbeit Projekte zusammen anstoßen. Am 9. Mai findet sogar erstmals eine gemeinsame Dekanatssynode statt. Dekanin Sachs und der Forchheimer Dekan Günther Werner haben sich für dieses kirchenkreisübergreifende Projekt seit zwei Jahren in einem Coaching mit der Gemeindeakademie in Rummelsberg abgestimmt.

Laut Günther Werner sei eine zusätzliche Herausforderung die Landesstellenplanung der bayerischen evangelischen Landeskirche. Da Berthild Sachs zum Jahresende ihr Amt in Gräfenberg verlässt, übernehme während der Vakanz der stellvertretende Gräfenberger Dekan Axel Bertholdt, Pfarrer in Neunkirchen am Brand, die Rolle des Ansprechpartners für die Kooperation.

Wie sich dieses Zusammenwachsen entwickelt, das wird Berthild Sachs dann nur noch aus der Ferne miterleben. Wobei sie in Schwabach ja nicht allzu weit weg sein wird, wie sie ohnehin Franken bisher weitgehend treu geblieben ist: Nach dem Theologiestudium in Erlangen, München und dem Lehrvikariat in Bamberg war Berthild Sachs als Wirtschaftsvikarin in Schweinfurt und im Pfarrvikariat in Lauf an der Pegnitz tätig. Von 2001 bis 2007 war sie Theologische Referentin des Nürnberger Regionalbischofs, anschließend neun Jahre Gemeindepfarrerin im Nürnberger Ziegelstein im Prodekanatsbezirk Nord, wo sie zudem stellvertretende Dekanin war, bis es dann nach Gräfenberg ging.

Ehemann konvertierte für sie

Ihren Ehemann, Pfarrer Stefan Brandenburger, lernte sie während eines Studienjahres bei einem Semester in Jerusalem kennen. Der damals katholische Priesteranwärter konvertierte, nicht zuletzt wegen Berthild Sachs, zum evangelischen Bekenntnis und ist heute in Nürnberg-Langwasser als Schulpfarrer tätig. Mit ihm zieht sie noch im Dezember nach Schwabach in die Dekanswohnung mit Blick auf die Stadtkirche St. Johannes und St. Martin, ab dem 7. Januar geht es dann hier so richtig los. "Ich freue mich auf die engagierten Menschen, die mich in der Goldschlägerstadt erwarten", erklärt Sachs.

In Gräfenberg sei sie endgültig zur überzeugten Teamplayerin geworden. Und ganz so abrupt will sie dann doch nicht aufhören, auch wenn der Abschiedsgottesdienst bereits am Sonntag, 8. Dezember, um 16 Uhr in der Gräfenberger Dreieinigkeitskirche stattfindet: An Heiligabend und am 1. Weihnachtsfeiertag feiert Berthild Sachs hier noch einmal Gottesdienst.