Ein neues Epitaph für den gehörlosen Nürnberger Künstler Paul Ritter (1829-1907) wird am 7. Juli um 16 Uhr auf dem Johannisfriedhof in Nürnberg eingeweiht. Der Nürnberger Epitaphienkünstler Tom Haydn hat das Grabdenkmal auf Initiative der bayerischen Gehörlosenseelsorge, der Altstadtfreunde Nürnberg und des Fördervereins Kulturhistorisches Museum Nürnberg geschaffen, wie deren Vorsitzende Silke Colditz-Heusl erklärte.
Ritter gehört zu den bedeutendsten Malern der Nürnberger Künstlerschaft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In häufig monumentalen Formaten spezialisierte sich der Gehörlose darauf, Szenerien historischer Großereignisse der Reichsstadt Nürnberg in die Architekturkulisse der Stadt einzubauen.
Wie der Künstler Paul Ritter in Nürnberg wirkte
Sein Hauptwerk "Die Einbringung der Reichskleinodien in Nürnberg 1424" hing von 1883 bis 1908 im Treppenhaus des Hauptaufgangs des alten Rathauses und seit 2016 im Stadtmuseum im Fembohaus. Werke Ritters sind Teil der Dauerausstellung "Kaiser - Reich - Stadt" im Palas auf der Kaiserburg und sind an vielen Orten in und um Nürnberg zu finden.
Colditz-Heusl hat viele Jahre zur Künstlerfamilie Ritter geforscht, 2013 über das Thema "Paul Ritter und das kulturhistorische Stadtbild Nürnbergs im späten 19. Jahrhundert" promoviert und das Projekt vorangetrieben. "Auf dem Ehrengrab der Stadt Nürnberg war weder ein Hinweis noch der Name des Künstlers vermerkt, das musste sich ändern", erklärt sie. Der zum 100. Todestag Ritters im Jahr 2007 durch die Stadt gesetzte Grabstein sei nie wirklich beachtet worden.
"Paul Ritter gab der Gehörlosenkultur ein Profil."
Mit Haydn sei ein Künstler gefunden worden, der das Vorhaben adäquat umsetzen konnte. Um das gut einen Meter lange, ursprünglich aber nur etwa 25 Zentimeter hohe Grab den umliegenden Gräbern anzupassen, wurde dem Grabstein eine 20 Zentimeter dicke Schweinstaler-Sandsteinplatte untergelegt. Diese soll auch der Stabilisierung dienen, da die Profilierung teilweise schon erheblich verwittert ist und Risse durch den Originalstein laufen.
"Das Ritter-Epitaph war uns wichtig, weil gerade die Gehörlosen den Künstler bis zum heutigen Tag verehren", meint Colditz-Heusl. "Er gab der Gehörlosenkultur ein Profil." Das Zentrum für Hörgeschädigte in der Pestalozzistraße in Nürnberg führt seit 2008 den Namen Paul-Ritter-Schule. Auch am Epitaph selbst werde Inklusion beispielhaft aufgezeigt: Der Schriftzug "Paul Ritter" wird dort im Gehörlosen-Alphabet wiedergegeben.