Karla und Greta arbeiten fleißig mit Hammer und Säge. Die beiden 13-jährigen Mädchen aus Murnau bauen einen Käfig, der sich mit Plastikwaffen füllen soll. Die Schülerinnen finden, es gibt zu viele Kriege auf der Welt. Greta sagt, sie finde es "ziemlich doof", dass die Erwachsenen immer mehr Waffen produzieren, "weil das braucht man nicht". Ihre gebaute Box haben sie in das Kongresszentrum in Murnau gebracht. Schon seit dem vergangenen Jahr können Erwachsene und Kinder dort Spielzeugwaffen zum Zeichen des Friedens ablegen: Maschinengewehre, Revolver oder Handgranaten.
Die Box dort ist eine von vielen Boxen, den Sammelpunkten für abgegebene Spielzeugwaffen der Kinderaktion "Kriege Stoppen - Waffen abschaffen". Kinder auf der ganzen Welt würden dieses Thema für das wichtigste überhaupt halten. Jedenfalls haben das Vertreterkinder aus zehn verschiedenen Ländern auf der ersten Gipfelkonferenz der Kinder im vergangenen Jahr in Nürnberg entschieden. Aus allen gesammelten Spielzeugwaffen soll im Oktober während der zweiten Gipfelkonferenz eine "Skulptur des Friedens" entstehen.
"Konferenz der Kinder" im Jahr 2018
Alleine im ersten Halbjahr 2019 hat die Bundesregierung mehr Rüstungsexporte genehmigt, als im gesamten Vorjahr. Dieses Jahr sind bereits Exportgenehmigungen im Wert von 5,3 Milliarden Euro beschlossen worden, wie es in einer Antwort des Bundesministeriums auf eine Anfrage der Grünen lautet. "Wir sind in einer Welt, in der es zu viel Krieg gibt", meint Johannes Volkmann, Leiter des Papiertheaters Nürnberg. Selbst Kindern sei bewusst, dass es zu viele Waffen auf der Welt gebe und sie hätten Angst vor einem Dritten Weltkrieg.
Genau das zeigte das Projekt "Konferenz der Kinder", das das Papiertheater von 2014 bis 2018 organisiert hat. In einem "Fragebuch für Erwachsene" konnten Kinder und Jugendliche aus der ganzen Welt, ihre Fragen, Sorgen und Wünsche für die Zukunft festhalten. Auf der Grundlage dieser Bücher erstellte Volkmann Konferenz-Workshops, in denen die Kinder ihre Anliegen künstlerisch darstellen konnten. Die Workshops fanden in den unterschiedlichsten Ländern auf der ganzen Welt statt. Der Abschluss des Projekts "Konferenz der Kinder" war die Gipfelkonferenz der Kinder im September 2018 in der EineWeltVilla in Nürnberg. Zu ihr reisten Vertreterkinder aus unterschiedlichen Ländern an.
Auf Grundlage der Fragebücher wurden sechs Top-Themen erarbeitet. Top 1 "Kriege stoppen / Waffen abschaffen" beschäftigte demzufolge die Kinder am meisten. Kinder aus Russland, Kroatien, Lichtenstein, Palästina, Malaysia und noch vielen anderen Staaten senden deshalb ihre Spielzeugwaffen ein.
Tempel der Entwaffnung
"Ich stelle mir immer die Frage: wie kann man die Mittel der Kunst nutzen um aktuelle Themen zu behandeln", erklärt Volkmann. "Die 'Skulptur des Friedens' drückt den Wunsch nach Frieden und einer Welt ohne Waffen und Kriege aus", erklärt der Papiertheater-Macher. Er will die Waffen an einem Gerüst aufhängen und miteinander verschmelzen. An jeder Waffe wird ein Schildchen mit Name und Herkunftsland des Kindes hängen, das die Waffe gespendet hat. Ziel sei es, solche Waffensäulen auch in anderen Ländern zu bauen, sagt Volkmann. Dafür sei er auch schon mit einer Gruppe in Palästina in Kontakt. Am Ende möchte der Künstler aus all den Säulen einen "Tempel der Entwaffnung" entstehen lassen.
Neben dem Thema "Kriege Stoppen" wurden auf der ersten Gipfelkonferenz der Kinder 2018 noch andere Themen besprochen und Aktionen überlegt. Jeder Konferenzteilnehmer überlegte sich einen Satz als "Botschaft für die Welt". Während der Konferenz schrieben die Kinder ihre Botschaften mit abwaschbarer Kreide auf Autos, die Erwachsene zur Verfügung stellten.
Umwelt ist auch ein Thema
Auch die Sorge der Kinder über Umweltverschmutzung beschäftigt die Kinder. Sie stellten das Label "TUN!" vor. Dahinter steckt eine einfache Herstellung von Drogerieartikeln, die hilft, Müll zu vermeiden. Den Anstoß gab die damals neunjährige Vanessa. Sie wollte in ihrem Ort etwas gegen die Verschmutzung der Erde durch Plastik tun. Für ihren kreativen Einsatz erhielt sie sogar den Grünen Engel des bayrischen Staatsministeriums.
Die "2. Gipfelkonferenz der Kinder" findet vom 17. bis 19. Oktober in Nürnberg statt. Zum Bau der Friedensskulptur am 18. Oktober kann jeder auf das ehemalige Reichsparteitagsgelände in Nürnberg kommen.