Marlene Dietrich: In aller Kürze

Marie Magdalene Dietrich wird 1901 in Berlin geboren. Ihre Karriere als Schauspielerin und Sängerin beginnt in den Goldenen Zwanzigern an Berliner Theatern und in Stummfilmen. 1930 gelingt ihr mit der Hauptrolle in "Der Blaue Engel" der internationale Durchbruch, gemeinsam mit Regisseur Josef von Sternberg geht sie nach Hollywood. Dort steigt sie rasch zum ersten deutschen Filmstar auf und dreht an der Seite von Größen wie Gary Cooper zahlreiche Filme, die heute als Klassiker gelten ("Der große Bluff", "Marokko"). Nach Deutschland kehrt sie nicht mehr zurück. In den 1950er-Jahren betätigt sie sich mehr als Sängerin. In den 1970ern zieht sie sich aus dem Showgeschäft zurück und lebt bis zu ihrem Tod 1992 zurückgezogen in Paris.

 

Doch von vorne. Ihre erste große Rolle als Theaterschauspielerin hatte die Dietrich 1922 ausgerechnet im Shakespeare-Stück "Der Widerspenstigen Zähmung". Im echten Leben war sie tatsächlich widerspenstig, ließ sich jedoch nie zähmen. Von den Männern nicht, vor allem aber nicht von den Nazis. 

Dabei war es im Frühjahr 1933, kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten, noch ihr Plan gewesen, wieder nach Deutschland zurückzukehren. Doch ein Telegramm ihres damaligen Mannes Rudi Sieber stoppte sie: die Lage in Berlin nach der Machtergreifung sei "schrecklich", schrieb Sieber. Sie hörte auf ihn, ignorierte ein Angebot der deutschen UFA – und drehte weiter Filme in den USA, vor allem mit dem jüdischen Regisseur Josef von Sternberg.

Keine Rückkehr nach Nazi-Deutschland

Die Aufforderung der nationalsozialistischen Reichsfachschaft Film an alle deutschen Schauspieler*innen im Ausland, nach Deutschland zurückzukehren, um nicht als "Landesverräter" dazustehen, ignorierte sie. Ihr Film "Song of Songs" wurde 1934 in Nazi-Deutschland verboten. Zur Begründung hieß es, sie sei eine "deutsche Schauspielerin, die sich in Amerika mit Vorliebe in Dirnenrollen gefällt". Damit werde Deutschland  "in einer Weise verzerrt und entstellt, dass die Welt ein völlig falsches und unsachliches Bild von Deutschland erhält". Ihre folgenden beiden Filme jedoch konnten in Deutschland gezeigt werden.

Als Marlene Dietrich 1936 in London weilte, wurde sie gefragt, ob sie die Deutschen nicht möge. Ihre Antwort lautete: "Sie mögen mich nicht. Sie haben mir nicht verziehen, dass ich nicht in Deutschland geblieben bin." 

Die Nazis jedoch hätten die weltberühmte Schauspielerin sehr gerne heim ins Reich geholt. Doch weder ihre alte Berliner Freundin Maedy Soyka noch mehrere Mitarbeiter der Syndikat Film, die zur Tobis-Gruppe gehörte, hatten Erfolg. Reichspropagandaminister Joseph Goebbels höchstpersönlich schickte 1937 den Theaterintendanten Heinz Hilper nach Paris, um Marlene Dietrich zurück nach Deutschland zu bringen. Doch die Dietrich machte sich nicht einmal die Mühe, ihn zu treffen. Ansonsten beantwortete sie die Avancen der Nazis stets mit einem Verweis auf ihre langfristigen Verträge mit der US-Filmgesellschaft Paramount. 

 

Marlene Dietrich kehrt nach Europa zurück

1938, ein Jahr vor Beginn des Zweiten Weltkriegs, verlegte sie ihren europäischen Wohnsitz nach Paris. Von der französischen Hauptstadt aus unterstützte sie aus Deutschland Geflüchtete und emigrierende Künstler aktiv und auch finanziell. 1939 legte sie ihre deutsche Staatsbürgerschaft ab – ein klares Signal, was sie von dem verbrecherischen Regime in ihrer Heimat hielt. Schon 1937 hatte sie das Hetzblatt "Stürmer" als Verräterin beschimpft, weil sie da bereits vorhatte, die US-Staatsbürgerschaft anzunehmen.

Und damit noch nicht genug. Zwar konnte sie aufgrund der damaligen Vorstellungen und Gesetze nicht wie ihr Geliebter Jean Gabin (ebenfalls ein Schauspieler) mit der Waffe in der Hand gegen die Nationalsozialisten kämpfen; doch auch sie leistete ihren Beitrag zum Sieg über Hitler. Als Sängerin trat sie für die GIs der US-Army auf. Als die Alliierten immer weiter ins Deutsche Reich vormarschierten, wollte sie unbedingt dabei sein. Beinahe wäre sie bei der Ardennenoffensive in die Hände der Wehrmacht gefallen.  

"Vaterlandsverräterin" Marlene Dietrich

Nach dem Sieg der Alliierten über Hitlers Regime kehrte Marlene Dietrich 1945 in die USA zurück. Ihr engagiertes Auftreten gegen die Nazis brachte ihr international großen Respekt ein, außer in Deutschland. Dort wurden Stimmen laut, sie habe sich mit ihrer Unterstützung für die US-Soldaten nicht nur gegen Adolf Hitler und die anderen nationalsozialistischen Machthaber, sondern auch gegen Millionen angeblich unschuldiger deutscher Soldaten gestellt. Vorwürfe, sie sei eine "Vaterlandsverräterin", machten die Runde.

Ihre Rückkehr nach Deutschland fiel dementsprechend zwiespältig aus. Als sie in den 1960er-Jahren für Konzerte nach Westdeutschland und Westberlin kam, war das Publikum zwar begeistert von ihrer Show – Teile der Presse und der Öffentlichkeit aber schossen mit Giftpfeilen gegen die Sängerin, in Düsseldorf spuckte ein Mädchen sie auf offener Straße an. Bei einem Konzert warf ein Besucher mit einem Ei nach ihr, was sie in einem Interview zu der spöttischen Bemerkung veranlasste, sie habe keine Angst.

Nicht vor den Deutschen, nur um meinen Schwanenmantel, aus dem ich Eier- oder Tomatenflecken kaum herausbekommen würde, um den habe ich etwas Angst.

Marlene Dietrich

Aufrecht bis zuletzt – so war Marlene Dietrich. Es gibt kaum deutsche oder deutschstämmige Stars, die sich so konsequent weigerten, von den Nazis vereinnahmt zu werden. Die auch noch aktiv gegen das Dritte Reich kämpften und dafür in Kauf nahmen, sich beschimpfen, anspucken und mit Eiern bewerfen zu lassen. Bis heute steht sie beispielhaft dafür, dass niemand aus Nationalismus oder falsch verstandenem Patriotismus kritiklos gegenüber Verbrechern sein muss, nur weil sie zufällig denselben Pass haben wie man selbst.

 

"Rebellinnen": Die Ausstellung über starke Frauen

Dieser Text ist Teil der Wanderausstellung "Rebellinnen". Sie stellt Frauen aus dem deutschsprachigen Raum vor, die für ihre Überzeugungen und Rechte kämpften, die Gesellschaft prägten, sie verändern wollten.

Als Medienpartner von "Rebellinnen" veröffentlicht sonntagsblatt.de Porträts und weiterführende Informationen zu allen Frauen, die in der Ausstellung gezeigt werden.

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