Ein spitzbübisches Lächeln, das rasch zum kritisch-eindringlichen Blick werden kann: Das ist typisch Senta Berger. Die gebürtige Wienerin ist seit Jahrzehnten ein Star im deutschen und internationalen Film sowie auf der Bühne. Am 13. Mai wird sie 80 und ist noch immer erfolgreich vor der Kamera aktiv.

Ihr jüngster Film "Martha und Tommy" hatte bei der Fernsehpremiere im Februar mehr als 2,8 Millionen Zuschauer. Erzählt wird die dramatische Geschichte einer Freundschaft zweier ungleicher Typen. Berger, eine hilfsbereite Ärztin im Ruhestand, kümmert sich um einen verzweifelten Studenten, der sich mit illegalen Martial-Arts-Kämpfen finanziell über Wasser hält. Kurz vor ihrem Geburtstag ist Senta Berger im ZDF und auf Arte als Frau eines Dirigenten zu sehen, in "An seiner Seite".

An weit über 100 Filmen und TV-Serien hat sie mitgewirkt, von leichter Unterhaltung wie "Kir Royal" bis zu Anspruchsvollem wie Wim Wenders' "Der scharlachrote Buchstabe" oder dem Heimerziehungsdrama "Und alle haben geschwiegen".

Senta Berger wird 80 Jahre alt

Wie eine Geschichte erzählt werde, sei ihr wichtig, sagte Senta Berger kürzlich dem Mediendienst "teleschau", und besonders, ob sie selbst die Geschichte glaubwürdig miterzählen könne. So setzte sie bei "Martha und Tommy" die Entfernung einer Szene durch, die ihrer Überzeugung nach nicht zu ihrer Heldin passte.

Mit Charme und scheinbar unerschöpflicher Energie spielt Publikumsliebling Senta Berger Frauen, die ihren Platz behaupten und sich nichts gefallen lassen. 2018 war sie die engagierte resolute Mutter in der Komödie "Willkommen bei den Hartmanns", bei der Bergers Sohn Simon Verhoeven Regie führte.

Senta Berger kam 1941 in Wien zur Welt, als Tochter eines Musikers und einer Lehrerin. Von ihrer Mutter habe sie gute Gene und Lebensweisheit geerbt, sagte sie kürzlich. Mit fünf hat sie Ballettstunden, tritt bald mit dem Vater bei "Bunten Abenden" auf. Schon als Kind steht sie vor der Kamera, erstmals 1950 in "Das doppelte Lottchen". Mit 16 wird sie jüngste Schülerin am Max-Reinhardt-Seminar, der berühmten Wiener Schauspielschule.

Die Simmel-Verfilmung "Es muss nicht immer Kaviar sein" bringt ihr 1961 den Durchbruch. Hollywood ruft, Senta Berger spielt mit Charlton Heston und Mario Adorf in Sam Peckinpahs Western "Major Dundee" (1964). Lieblingsfilm der Schauspielerin aus dieser Zeit ist Michael Andersons Spionagethriller "Gefahr aus dem Dunkel" (1966). Berger spielt eine Junglehrerin, die Geheimdienstlern bei Recherchen im Altnazi-Milieu hilft. Auch das italienische Kino will Senta Berger. "Über Nacht war ich La Bella Austriaca, die schöne Österreicherin", erinnerte sie sich später.

Senta Berger im Fernsehen

Das Fernsehen aber wird Bergers wichtigste Domäne. Hier wurde sie mit Helmut Dietls populärer Serie "Kir Royal" (1984-86) zum Star. Berger glänzt als Mona, Freundin des Klatschreporters Baby Schimmerlos, der immer auf der Suche ist nach einem netten Skandälchen in der Münchner Schickeria. Für die Rolle einer aufmuckenden Sekretärin im TV-Wirtschaftskrimi "Frau Böhm sagt nein" (2009) erhielt sie den renommierten Adolf-Grimme-Preis - nur eine ihrer zahlreichen Auszeichnungen.

Privat führt sie den Namen ihres Ehemannes Michael Verhoeven, mit dem sie in München-Grünwald lebt. Seit 1966 ist sie mit dem Regisseur und Schauspieler verheiratet, arbeitet mit ihm zusammen, spielte etwa in der "Serie "Die schnelle Gerdi" (1989-2004) unter seiner Regie eine burschikose Taxifahrerin. Auch die Söhne Simon und Luca arbeiten im Filmbereich, Simon als Regisseur, Luca als Schauspieler. Das Ehepaar Verhoeven gründet die Produktionsfirma Sentana, die sich mit zwei Filmen zum Thema Nationalsozialismus profiliert: "Die weiße Rose" (1982) und "Das schreckliche Mädchen" (1989).

Senta Berger hat sich mit ihrer Meinung zu Politik und Gesellschaft nie zurückgehalten, gegen Vietnam- und Golfkrieg protestiert, sich für Abrüstung und gegen die Verschärfung des Asylrechts eingesetzt. 1971 beteiligte sie sich an der Aktion "Wir haben abgetrieben" zur Reform des Paragrafen 218. Wiederholt musste sie sich gegen sexuelle Übergriffe am Set wehren. Berger berichtete zuletzt in einem Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit", O.W. Fischer habe sie beim Dreh von "Es muss nicht immer Kaviar sein" geschlagen und versucht zu vergewaltigen, später in den USA seien Produzent Darryl Zanuck wie auch Kirk Douglas übergriffig geworden.

Seit 2002 glänzte die Schauspielerin als kluge und empathische Kriminalrätin Eva Maria Prohacek in der Serie "Unter Verdacht". Doch nach 18 Jahren zog sie sich schweren Herzens aus der Rolle zurück. "Kann ich noch glaubwürdig eine 65-jährige Frau spielen?" fragte sie in einem Gespräch mit der "Augsburger Allgemeinen".

Besonders wegen dieser Rolle wurde Senta Berger 2020 von der Evangelischen Akademie Tutzing mit dem Toleranz-Preis ausgezeichnet. Die Darstellerin sei eine "glaubwürdige Persönlichkeit im Film wie in der Wirklichkeit", hieß es zur Begründung. Ihre Offenheit für die Welt und andere Kulturen seien der Schlüssel, um dem Fremden mit Toleranz und Verständnis, Charme und Humor zu begegnen.