Wer in diesen Tagen die Rosenberger Johanniskirche betritt, kommt nicht umhin, einen Blick auf die Weihnachtskrippe zu werfen: Der Stall ist von frischem Moos bedeckt, Maria, Josef und das Jesuskind erscheinen dort eingebettet in eine ländliche Szenerie. Die einzelnen Figuren kennzeichnet eine feine, charakteristische Bemalung. Besonders fällt dies bei Maria auf: "Sie hat einen ruhigen und entspannten Gesichtsausdruck, wie eine zufriedene Mutter", sagt Manfred Weiß. Seit Jahren betreut er die Krippe und kann jede Figur blind beschreiben. Er kennt die Krippe noch aus Kindertagen.
Noch heute ist die Krippe so aufgestellt, wie sie vor über 60 Jahren zum ersten Mal in der Kirche gestanden habe. Angeschafft wurde sie für das Weihnachtsfest im Jahr 1957, berichten die Annalen. Der damalige Pfarrer Herrmann Opp teilte in der Kirchenvorstandssitzung vom Februar 1958 mit, dass die Krippe nun um die fehlenden Figuren, die Weisen aus dem Morgenland, ergänzt werden solle. Dabei berichtete er auch, dass ein Bildschnitzer aus dem Sudetenland die Krippe zum Preis von 250 Mark angefertigt hatte. Zum Vergleich: Damals kostete ein Laib Brot 0,84 Mark und der Lohn eines Arbeiters betrug im Schnitt 200 Mark.
61 Krippendarstellungen
Die Weihnachtskrippe in der Johanniskirche ist eine von insgesamt 45 Stationen auf dem Rosenberger Krippenweg. Dieser führt durch das ganze "Dorf", wie die Rosenberger ihren Ort gerne nennen, verbindet die Häuser miteinander und zeigt insgesamt 61 Krippendarstellungen. Es finden sich Krippen-Bauwerke im maurisch-orientalischen Stil neben Gebäuden, die alpenländisch, oberpfälzisch oder fränkisch geprägt sind. Der Betrachter kann einen Zug der drei Weisen zum Kind entdecken, der in einem quer liegenden Baumstamm aufgebaut ist, man entdeckt Krippen in Amphoren, Ruinen und Höhlen. Auch ein hölzerner Waschtrog dient als Herberge für die Heilige Familie.
Im Rathaus steht heuer eine Schneekrippe. Sie wurde aus einer Wurzel geschnitzt, die Wolfgang Albersdörfer, der Sprecher des Krippenwegs, von einer Reise nach Südtirol heimgebracht hat. "Der Schnee ist aus Natriumhydrogencarbonat gemacht", verrät Albersdörfer, der seit 35 Jahren selbst Krippen baut.
Der Weg beginnt an der Alten Hauptstraße, die nach Sulzbach führt, macht dann einen Abstecher zur evangelischen und katholischen Kirche, führt weiter zur Siedlung, über den Bach hinüber, bindet das Schaufenster eines alten Tante-Emma-Ladens mit ein und nimmt mit einer Bergmannskrippe Bezug zur alten Maxhütte, in der bis vor 17 Jahren noch Eisenerz verarbeitet wurde – Rosenberg als Hochofenstandort.
Im Jahr 2002 war mit einer fast 150 Jahre andauernden Tradition Schluss: Die Maxhütte, das letzte Stahlwerk Bayerns mit konventionellem Hochofen, wurde geschlossen. 20 Jahre lang hatten Tausende Beschäftigte für ihre Arbeitsplätze gekämpft. Das Aus bedeutete für die Menschen einen radikalen Bruch in ihrem Leben.
Suche nach Halt und Geborgenheit
"Evangelische und Katholische suchten damals nach etwas, das die Gemeinschaft stärkt", sagt Albersdörfer. Dabei kamen sie auf die Idee, einen Krippenweg zu gestalten. Die Szene der Geburt vermittelte ihnen Zuversicht und Hoffnung trotz misslicher Umstände. "Das gab Halt und Geborgenheit."
Seit dieser Zeit gibt es in Rosenberg den Krippenweg, der jedes Jahr von mehr als 12.000 Menschen bewundert wird. Die Vielfalt der Baustile und verwendeten Materialien, die kunstvoll geschnitzten Figuren, die perspektivisch gestalteten Landschaften, die Liebe zum Detail rund um den Stall faszinieren jedes Jahr aufs Neue. Der Krippenweg kann noch bis zum 6. Januar besucht werden.