Mit dem bei Touristen beliebten schweizerischen Alpendorf hat das Dorf Wengen im Dekanat Weißenburg lediglich den Namen gemeinsam. "Es gibt hier einfach nicht viel außer der Kirche", sagt Pfarrer Matthias Heckel. Und findet das gar nicht mal schlimm. Denn natürlich hat der landwirtschaftlich geprägte Ort mit einem Wohnpflegeheim der Arbeiterwohlfahrt sogar einen großen Arbeitgeber in der Region und ein Gasthaus, dessen Wirtin gleichsam die Vertrauensfrau des vierköpfigen Kirchenvorstands ist. Und eben die Kirche.

Dort findet dann am 14. Oktober auch der gemütliche Teil der Feier nach dem Gottesdienst mit Regionalbischof Stefan Ark Nitsche statt. "Der Kirchenkreis Nürnberg umfasst ja mehr als die Stadt Nürnberg. Zwei Drittel der Evangelischen im Kirchenkreis leben außerhalb Nürnbergs. Im schönen Wengen beeindruckt es mich, wenn ich höre, dass manchmal über die Hälfte der Wengener Gemeindeglieder den Gottesdienst besuchen. Ein starkes Zeichen für eine starke Kirche auf dem Land", sagt Nitsche.

Verheerender Brand

Das Kirchlein wurde auf die Mauern seines Vorgängerbaus wieder aufgebaut, nachdem dieser einem Brand zum Opfer gefallen war. Der Sage nach hatte ein Dorfbewohner am Sonntag, 21. Juli 1816, den Kirchgang geschwänzt und dafür lieber die Borsten einer wahrscheinlich "schwarz" geschlachteten Sau verbrannt. Dummerweise bei starkem Wind. Der trieb Funken auf ein nahes Gebäude. Der Start einer Ketten­reak­tion mit Folgen:

Innerhalb von drei Stunden brannte fast das ganze Dorf. 27 Gebäude wurden vernichtet, zwölf Familien verloren ihre Existenz. Von der Kirche, die erstmals urkundlich im Jahr 1336 erwähnt worden war, als Wengen noch dem Heilig-Geist-Spital Nürnberg zugehörte, blieben nur noch die Grundmauern übrig.

Schon damals zeigten die Wengener aber Teamgeist, wie Pfarrer Heckel in der Festschrift zum Jubiläum schreibt. Denn ins rund drei Kilometer entfernte Nennslingen wollte man nicht in die Kirche. So fand der Gottesdienst im Wirtshaus statt, Taufen direkt zu Hause und Beerdigungsandachten gleich am Friedhof. Die Dorfbewohner besorgten schnell den Abriss der Brandruinen – und setzten sich bei den zuständigen Ämtern und mit eigenen Kräften für den Wiederaufbau ein. Am 15.  Oktober 1818 wurde die neue Kirche eingeweiht.

Rückhalt in der Gemeinde

Auch heute noch sei der Rückhalt in der Gemeinde für das Haus groß. "Als wir vor wenigen Jahren die Kirche innen und außen sanieren mussten, halfen viele mit. So konnten die Kosten klein gehalten werden", erklärt Pfarrer Heckel. Auch für die Spenden- und Gabenbereitschaft lobt er seine Wengener. Die könne in jedem Fall mit der Summe mithalten, die in der größeren Beatae-Mariae-Virginis-Kirche Nennslingen zusammenkommt.

Zusammen mit seiner Frau Sigrid teilt sich Matthias Heckel seit 2011 die Dreiviertel-Pfarrstelle. Sigrid Heckel hat noch eine Viertel-Stelle bei der Krankenhausseelsorge in Weißenburg. "Solange wir noch genügend Gemeindeglieder haben, bleibt das hoffentlich auch so", sind sich die beiden einig mit Blick auf die rund 900 weiteren Protestanten in Nennslingen.

Vielleicht gibt das Jubiläum des "Kirchleins ohne Namen" ja seine Impulse dazu. Und wenn diese vom Beiprogramm kommen: Zum runden Geburtstag hat die Gemeinde das Bild der Kirche auf einen Bierkrug gravieren lassen. Und wie es im Weißenburger Raum üblich ist, wird die Landjugend zur Kirchweih einen Baum aufstellen und zum Tanz einladen. Wer weiß: Vielleicht fällt beim Feiern jemand ein guter Name für das Kirchlein ein?