Machen wir uns nichts vor: Das Blutvergießen in der Ukraine geht weiter. Von einem "Strategiewechsel" Russlands ist bislang wenig zu bemerken. Trotz Verhandlungen gibt es kein Anzeichen eines Entgegenkommens aus Moskau.
Und Kiew fragt sich mehr und mehr, was das bringen soll: Kann es einen neutralen Status der Ukraine geben, wenn der Krieg irgendwann einmal vorbei sein sollte? Der Zerstörungswille des russischen Präsidenten Wladimir Putin hat unumkehrbare Fakten geschaffen. Dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj da die Neutralität in Aussicht stellt, ist angesichts des Kampfes um das Überleben seines Landes nachvollziehbar. Die Vorstellung, dass es so kommen wird, ist jeden Tag unwahrscheinlicher.
Die Infrastruktur in den bombardierten Städten ist zerstört
Was bedeutet dies für die ukrainischen Kriegsflüchtlinge in Deutschland? Viele von ihnen rechnen immer noch damit, bald in ihre Heimat zurückkehren können. Angesichts der Zerstörungen in ihrem Land dürfte sich das mehr und mehr als eine trügerische Hoffnung erweisen. Der russische Präsident lässt Krankenhäuser, Bildungseinrichtungen, Kindergärten, Wohnhäuser bombardieren, ganz zu schweigen von Denkmälern und Kulturgütern dieses an Kulturerbe reichen Landes. Die Infrastruktur in den bombardierten Städten liegt darnieder.
Machen auch wir uns nichts vor: Unsere ukrainischen Gäste werden länger bleiben, als sie es sich heute vorstellen können. Die Geschichten von aus der Ukraine geflüchteten Kindern, die in ihren deutschen Unterkünften am Laptop sitzen und online über ukrainische Lernplattformen beschult werden, werden so nicht weitergehen. Sie sind eine Übergangslösung, aber taugen nicht als Dauerzustand. Integration ist so nicht möglich.
Schulen sind nicht nur Stätten der Wissensvermittlung, sondern auch Orte des Miteinanders
Auf die Schulen und Kindergärten kommt es jetzt an. Sie schaffen Struktur im Alltag, den die Kinder und ihre meist allein geflüchteten Mütter und Großmütter dringend brauchen. Das Land Bayern setzt wie die deutsche Kultusministerkonferenz auf Willkommensklassen. Noch ist die Corona-Pandemie nicht vorbei, da kommt auf die Schulen ein weiterer organisatorischer Kraftakt zu. Sie sollen den ukrainischen Kindern das Ankommen im deutschen Schulsystem ermöglichen. Die Debatte um den Lehrermangel wird das neuerlich befeuern.
Schulen sind nicht nur Stätten der Wissensvermittlung, sondern auch Orte des Miteinanders. Kinder brauchen das Miteinander mit anderen Kindern – ukrainischen und deutschen. Der Religionsunterricht wird da eine tragende Rolle spielen.