Der ein oder die andere wird sich erinnern: Vor gut zwei Wochen war plötzlich Facebook weg. Katastrophe! Oder doch nicht? Vielleicht haben manche ja sogar die Ruhe genossen – vor den neuesten Storys irgendeines Instagram-Influencers oder vor der 423. Nachricht in irgendeiner WhatsApp-Gruppe. Sind wir mittlerweile süchtig nach mehr oder weniger nutzlosen Informationen?

Wenn wir uns einmal ehrlich begegnen, stillen wir mit den sozialen Netzwerken nur unserem Drang nach Voyeurismus. Wir schauen, was alte Schulfreunde gerade wieder so machen, um dann festzustellen, dass uns doch gar nicht so schlecht geht.

Ohne Facebook steht die Welt still – oder?

Ich will hier nicht moralinsauer den Zeigefinger heben, aber wenn wir einmal ehrlich unsere eigenen Gewohnheiten reflektieren: Schaue ich auf die Statusmeldungen meiner Facebook-Freund*innen und Instagram-Influencer*innen oder in die Augen meines echten Partners und gleiche unsere Statusmeldungen live ab?

Ein paar Stunden digitaler Ausfall. Handystille. Zumindest im privaten Bereich kann das sehr angenehm sein. Dennoch – alle anderen Medien springen an und rätseln, warum das Zuckerberg-Imperium gerade nicht online ist. Es ist das Topthema bei Tageschau, Tagesthemen und heute journal: Ein kleiner Teil der Welt steht still. Medienwissenschaftler*innen kommen zu Wort, Psycholog*innen warnen vor überstürzten Handlungen. Irgendwie erscheint die reale Welt in solchen Momenten sehr surreal. Aber warum?

Hat sich unsere eigene Welt auf drei Dienste reduziert?

Haben wir verlernt, außerhalb von Bildern und Posts zu kommunizieren? Hat sich unsere eigene Welt auf drei kleine Dienste reduziert? Drei digitale Netzwerke fallen aus, alles andere, inklusive das gute alte Telefon, funktioniert lupenrein. Der Rest der Welt dreht sich also weiter. Warum die Aufregung? Mark Zuckerberg, Chef von Facebook und Co., dürfte jammern, hat er doch in diesen 6 Stunden 7 Milliarden Dollar verloren. Neben seinen 123 Milliarden Dollar erscheinen die ja aber eher wie Peanuts.

Peanuts, das passt sehr gut. Ein paar Stunden Lockdown von Facebook, Instagram und WhatsApp. Dagegen ist selbst so ein Peanut viel zu groß. Irgendwie bin ich auch ein wenig stolz, ich habe vom Ausfall am nächsten Morgen im Radio erfahren. Musste ich dann gleich posten.