Seit dem 30. Januar 1933 ist Adolf Hitler Reichskanzler, und nur wenige Tage später rechnen in Württemberg die Nazis mit dem Stuttgarter Landtagsabgeordneten Alfred Haag ab: Am 10. Februar wird der KPD-Mann verhaftet – wegen einer Prügelei mit Nazis vor der Machtergreifung, heißt es. Nach kurzem Prozess verschleppen sie Haag ins KZ Oberer Kuhberg bei Ulm, wo man den Kommunisten foltert und quält.

Haags Frau Lina, die eigentlich Pauline heißt, ist da 26 Jahre alt, ihre gemeinsame Tochter Eva-Käte gerade mal fünfeinhalb. Wie ist es, wenn sich das Land in eine Diktatur verwandelt? Wenn der Ehemann und Vater der Tochter im KZ sitzt? Wenn man bald selbst verhaftet wird? In der Haft mitbekommt, wie Zellennachbarinnen zum Tode verurteilt und hingerichtet werden, die Qualen, Nöte und Todesängste kein Ende nehmen – und die Welt von alldem keine Notiz zu nehmen scheint?

Sich das von der Seele zu schreiben, damit hat Lina Haag noch in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs angefangen – in der Form eines bewegenden Liebesbriefs an ihren Mann.

"Ich werde auf dich warten und warten und warten. Das ist es, was ich dir sagen wollte, Liebster."

So lauten die letzten Zeilen ihres Buchs "Eine Hand voll Staub", in dem sie ihre Geschichte aufgeschrieben hat und das erstmals 1947 erschien.

Haft in Hitlers Gefängnissen und im Frauen-KZ Lichtenburg lagen da schon hinter der jungen schwäbischen Kommunistin, die aus kleinsten Verhältnissen stammt. In Hagkling, einem kleinen Dorf zwischen Schwäbisch Hall und Schwäbisch Gmünd, wurde sie 1907 als Tochter einer Magd und eines Arbeiters geboren. Jahrelang war sie von ihrem Mann Alfred getrennt – auch der im KZ, nach der Haft im Ulmer Lager in Dachau, später in Mauthausen.

Als Lina Haag beginnt, ihre Geschichte aufzuschreiben, ist Hitler elf Jahre an der Macht.

Ihre Tochter ist inzwischen kein Kind mehr. Mutter und Tochter waren einige Zeit wieder vereint, jetzt sind sie erneut getrennt. Die Berliner Wohnung ist ausgebombt. "Kätle habe ich zu den Eltern getan", schreibt Lina. Es hat sie an den Rießersee oberhalb von Garmisch verschlagen, wo sie ab Mai 1944 als Heilgymnastin in einem Lazarett arbeitet, beständig in Sorge, erneut verhaftet zu werden. Die Ängste und die Sehnsucht nach ihrem Mann, der zu dieser Zeit "zur Bewährung" an der Ostfront für Hitler kämpfen durfte, beginnt sie zu einem langen, bewegenden Liebes-, Sehnsuchts- und Überlebensbericht zu verarbeiten.

"War nicht Garmisch immer unser Traum? Sollte nicht auch unsere Hochzeitsreise über Garmisch gehen, die seit siebzehn Jahren geplante Hochzeitsreise? Befiehl du deine Wege! Sonderbare Wege. Was soll man davon halten. Warum trifft es denn gerade uns so schwer?" schreibt sie ihrem Mann.

Damals weiß sie noch nicht, dass auch ihr Fred den Krieg überleben wird. 1948 kehrte er aus russischer Gefangenschaft zurück. Doch über Russland hat er kaum mehr berichtet als von der grausamen Kälte, erinnert sich Enkelin Susanne Seßler. Sie ist mit ihren Eltern im Haus der Großeltern am Münchner Westpark aufgewachsen. Überhaupt hat Alfred Haag wenig über das Erlebte gesprochen: KZ-Haft, Ostfront, Gefangenschaft. In das Haus am Specklinplatz, das die beiden nach dem Krieg mithilfe der Verfolgtenentschädigung kaufen konnten, hat der gelernte Schreiner Alfred Haag jedoch Schränke mit einem Geheimraum eingebaut. Es sollte in seinem Haus die Möglichkeit geben, jederzeit einen Menschen zu verstecken. Man kann nie wissen...

Lina Haag arbeitet ihr Erlebtes beim Schreiben auf

Ihren Großvater quälten bis zu seinem Tod 1982 regelmäßig Albträume, erinnert sich Enkelin Susanne Seßler, "bis zu seinem letzten Atemzug". Er sei wohl viel stärker traumatisiert gewesen als ihre Großmutter, vermutet sie. Anders als Lina Haag hatte er nicht das heilsame Ventil, sich alles von der Seele zu schreiben. An Trauma, Therapie und derlei Dinge dachte nach 1945 keiner. Lina Haag hat jedenfalls bis zum Ende ihres Lebens jedes Blatt Papier gesammelt und aufgehoben, auf das man etwas schreiben konnte. Sie wusste, wie kostbar ein Zettel und ein Stift sein können.

Wittenberg darf sich seit 1938 amtlich "Lutherstadt" nennen. 40 Kilometer südöstlich von Wittenberg wird im Mai desselben Jahres Lina Haag in das Frauen-KZ Lichtenburg eingeliefert. Das Renaissance-Schloss, in dem sich der Reformator Martin Luther 1518 erstmals mit dem aus Franken stammenden kursächsischen Kanzler Georg Spalatin traf, war seit 1812 Zuchthaus und hatte seit 1928 leer gestanden. Die Nazis richteten nach ihrer Machtübernahme hier zunächst ein Konzentrationslager für Männer ein, ab 1937 wurde die Lichtenburg zum Frauen-KZ. "Bibelforscherinnen" genannte Zeuginnen Jehovas saßen hier ein, "Zigeunerinnen" oder wegen "Rassenschande" verfolgte jüdische Frauen – und Lina Haag, weil sie die Frau eines "Staatsfeinds" war. Die Münchner jüdische Kommunistin Olga Benario war eine ihrer Zellengenossinnen.

Mit Religion und noch mehr mit der Kirche konnte die Kommunistin Lina Haag nichts anfangen.

Für ein Porträt über sie in einer evangelischen Zeitung hätte sie sich gegen jede Vereinnahmung gewehrt. Aber dass sie evangelisch getauft war und auf der pietistisch geprägten Schwäbischen Alb aufwuchs, kann man aus ihrem Buch durchaus heraushören. So schreibt sie über ihre Haft: "Drüben, über dem Gang sitzt eine junge Mutter, die zum Tode verurteilt ist. Sie wird ihr Kind nie mehr sehen. Sie weiß dies jetzt. Das Glockengeläut macht mich ganz krank vor Traurigkeit. (...) Von allen Kanzeln wird das Wort Gottes verkündet, das Wort der Liebe und der Gerechtigkeit. Es ist heute nicht einfach, sich dazu zu bekennen. Es gehört Mut dazu. Oder Armut. Trotzdem sind die Kirchen voll. Voll von Bekennern. Auch die Gefängnisse sind voll von Bekennern. Warum bekennen sich die einen nicht zu den andern?"

Lina Haags unsentimentale, genaue Schilderung des NS-Terrors und des eigenen Leids lässt ihre Liebe zum abwesenden Ehemann nur umso plastischer hervortreten. Ihm schreibt sie: "Kätle küsst mir die Tränen vom Gesicht. Ich halte das liebe Kerlchen in den Armen. Oder hält es mich? Ich kann es einfach nicht sagen. Oder doch? Ja, das Kind hält mich, ich fühle es. Sogar nachts, wenn ich aufwache, spüre ich seine Ärmchen um meinen Leib. Mit seiner ganzen Liebe hält es mich. Mit deiner ganzen Liebe. Vielleicht versteht das nur eine Mutter ganz. Aber es ist so..."

Lina Haag 1947, im Jahr des Erscheinens ihres Buches.
Lina Haag 1947, im Jahr des Erscheinens ihres Buches.
Lina Haag mit ihrer Tochter Käte etwa 1932.
Lina Haag mit ihrer Tochter Käte etwa 1932.
Lichtenburg: das KZ, in dem auch Lina Haag inhaftiert war. Das Foto zeigt ein Kundgebung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) in dem ehemaligen Konzentrationslager und Zuchthaus im Jahr 1949.
Lichtenburg: das KZ, in dem auch Lina Haag inhaftiert war. Das Foto zeigt ein Kundgebung der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) in dem ehemaligen Konzentrationslager und Zuchthaus im Jahr 1949.
Lina Haags amtlicher Verfolgtenausweis, ausgestellt im Januar 1946.
Lina Haags amtlicher Verfolgtenausweis, ausgestellt im Januar 1946.
Alfred Haags Presseausweis für seine Tätigkeit bei der "Süddeutschen Arbeiter-Zeitung" (1930).
Alfred Haags Presseausweis für seine Tätigkeit bei der "Süddeutschen Arbeiter-Zeitung" (1930).
Oskar Maria Graf und die Schauspielerin Helen Hayes posieren am 3. Juli 1958 nach ihrer Landung auf dem Flughafen München-Riem für die Fotografen.
Oskar Maria Graf und die Schauspielerin Helen Hayes posieren am 3. Juli 1958 nach ihrer Landung auf dem Flughafen München-Riem für die Fotografen. Graf betrat nach seiner Emigration 1933 nach 25 Jahren zum ersten Mal wieder deutschen Boden. In München findet er auch bei seinen Freunden Alfred und Lina Haag Unterkunft.
Von Büchern umgeben: Lina Haag in ihrem Wohnzimmer (etwa 1974).
Von Büchern umgeben: Lina Haag in ihrem Wohnzimmer (etwa 1974).
Lina und Alfred Haag (etwa 1976).
Lina und Alfred Haag (etwa 1976).
Lina Haag im Jahr 1987.
Lina Haag im Jahr 1987.
Alfred Haag (1904-1982) blieb sein Leben lang Kommunist. Die Aufnahme, das letzte Foto von ihm, entstand 1980.
Alfred Haag (1904-1982) blieb sein Leben lang Kommunist. Die Aufnahme, das letzte Foto von ihm, entstand 1980.
 Lina Haag 1992 an ihrem 85. Geburtstag. Links Tochter Eva-Käte Doenges, rechts Enkelin Susanne Seßler, Urenkelin Franzi Seßler auf dem Schoß von Lina Haag.
Vier Generationen: Lina Haag an ihrem 85. Geburtstag 1992. Links ihre Tochter Eva-Käte Dönges, rechts Enkelin Susanne Seßler. Urenkelin Franzi auf dem Schoß von Lina Haag erhält heute im Vorstand der Lagergemeinschaft Dachau das Andenken an die Zeitzeugen und ihren Widerstand aufrecht.
Lina Haag: Eine Hand voll Staub. Widerstand einer Frau 1933 bis 1945. Mit einem Nachwort von Barbara Distel. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main, 1995 (»Schwarze Reihe«). ISBN 978-3-596-12619-4
Lina Haag: Eine Hand voll Staub. Widerstand einer Frau 1933 bis 1945. Mit einem Nachwort von Barbara Distel. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main, 1995 (»Schwarze Reihe«). ISBN 978-3-596-12619-4
Lina Haag: Eine Hand voll Staub. Widerstand einer Frau 1933 bis 1945. Mit einem Nachwort von Barbara Distel. Silberburg Verlag, Tübingen, 2004 (2. Edition), 256 Seiten. ISBN 978-3-87407-581-7
Lina Haag: Eine Hand voll Staub. Widerstand einer Frau 1933 bis 1945. Mit einem Nachwort von Barbara Distel. Silberburg Verlag, Tübingen, 2004 (2. Edition), 256 Seiten. ISBN 978-3-87407-581-7
Lina Haag: Eine Hand voll Staub. Widerstand einer Frau 1933 bis 1945. Mit einem Nachwort von Barbara Distel. dtv, München, 2005, 256 Seiten. ISBN 978-3-423-34258-2
Lina Haag: Eine Hand voll Staub. Widerstand einer Frau 1933 bis 1945. Mit einem Nachwort von Barbara Distel. dtv, München, 2005, 256 Seiten. ISBN 978-3-423-34258-2

Nur wenige Monate vor ihrem Tod musste Lina Haag noch erleben, wie ihre Tochter Käte starb. "Sie hat mit ihrem eigenen Tod gewartet, bis meine Mutter tot war", ist Enkelin Susanne Seßler überzeugt, vorher habe sie nicht gehen können. Ihr Leben lang habe sie das schlechte Gewissen geplagt, "weil sie nicht für ihre Tochter da war", sagt Seßler. Käte war fast 18, als erst die totale Niederlage Deutschland die Freiheit wiederbrachte. Nach Schwäbisch Gmünd, die Heimat von Alfred Haag, wo die Nachbarn sie 1933 von einem Tag auf den anderen nicht mehr kannten, wollte Lina Haag nicht mehr zurück.

Nur eine Episode unter vielen im Leben von Lina Haag ist also jene unerhörte Begebenheit, die die gerade selbst aus dem KZ entlassene Lina in die Höhle des Löwen führte. Immer wieder hatte Lina Haag seit April 1939 in der Berliner Prinz-Albrecht-Straße vorgesprochen, der Zentrale von Gestapo und SS. "Die Leute weichen mir betreten aus, manche geradezu ängstlich", schreibt sie, "man will die Tuchfühlung mit dem Leid vermeiden. Ich komme aus dem Gestapo-Gebäude. Da ist es besser, man schaut weg. Es ist nicht gut, so viel zu sehen in diesem schöneren, glücklicheren Deutschland." Doch am Ende gelang es ihr, vor den "Reichsführer SS", Heinrich Himmler, persönlich zu kommen.

Lina Haag tritt Heinrich Himmler gegenüber

Lina Haag kannte das Risiko, das sie einging. Sie wusste, dass es vielleicht den Tod bedeutete, erneut ins Konzentrationslager Lichtenburg verschleppt zu werden: "Wer zu Kögel (dem Kommandanten des KZ Lichtenburg) zurückkommt, wird ausgepeitscht und in die Dunkelzelle geworfen, ich kenne den üblichen Empfang für Rückfällige", schreibt sie.

Aber selbst Todesangst hält sie nicht davon ab, alles zu versuchen, ihren Alfred zu retten. "Ohne betteln, offen und ehrlich" habe sie um das Leben ihres im KZ Mauthausen inhaftierten Mannes gebeten. Gewitzt appelliert sie dabei auch an die Eitelkeit des SS-Führers, der - das könne sie schon verstehen – in so einem Fall sicher auch nichts machen könne. Wollte der das nicht auf sich sitzen lassen? Das Wunder geschah jedenfalls: Im Februar 1940 kam Alfred Haag frei.

Doch die kleine Familie blieb nicht lange zusammen. Zunächst als "wehrunwürdig" verurteilt, wurde Fred Haag schließlich doch zur Wehrmacht an die Ostfront eingezogen.

"Seit elf Jahren warte ich", schreibt sie, "seit sie dich holten." Keine zwei Jahre zwischen 1933 und 1948 verbrachten Lina, Käte und Alfred Haag gemeinsam. Aber sie überlebten.

Nach ihrem Bucherfolg – der Titel ist seit 1947 immer wieder neu aufgelegt worden – zog sich Lina Haag wieder aus der Öffentlichkeit zurück. Die überließ sie ihrem Mann. Trotz ihrer unbestreitbaren schriftstellerischen Fähigkeiten hat sie auch nichts mehr veröffentlicht. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen hat die Stadt Dachau 2007 Lina Haag zu ihrem 100. Geburtstag mit dem "Dachau-Preis für Zivilcourage" ausgezeichnet.

Immer wieder sei man wegen ihrer Himmler-Begegnung auch mit Filmangeboten auf sie zugekommen, erzählte Lina Haag, wenn man sie fragte. "Das habe ich immer alles abgelehnt, weil es nur auf dem Sensationellen aufgesetzt war." Doch auf jene eine Episode wollte Lina Haag ihr Leben nicht reduziert wissen – und auch nicht, was Widerständigkeit bedeutet.

Viel wichtiger war es ihr bis zuletzt, immer wieder zu betonen, wie wichtig es zu allen Zeiten ist, sich gegen Krieg und Ungerechtigkeit aufzulehnen. "Ihre Streitbarkeit" sagt Enkelin Susanne Seßler auch, wenn man sie fragt, was sie an der Großmutter am lebhaftesten in Erinnerung hat.

"Was sie dachte und was sie für richtig hielt, das hat sie auch kundgetan. Und dabei, wenn's sein musste, auch meinem Großvater heftig widersprochen."

Politik habe in der Familie keine große Rolle gespielt, sagt Susanne Seßler. Kommunist ist Alfred Haag aber bis zuletzt geblieben. Er war in der "Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten" (VVN) aktiv und hat mit anderen wie dem Kommunisten Adi Maislinger (1903-1985) beim Aufbau der Gedenkstätte des KZ Dachau mitgeholfen. Lina Haag habe immer wieder gesagt, erinnert sich die Enkelin, wie froh sie darüber sei, dass ihr Mann das Ende der DDR und der Sowjetunion nicht mehr mitbekommen habe.

Lina Haag war auf andere Weise "politisch". "Sie kennt keine Flucht aus der Wirklichkeit, sie bleibt mit allen Fasern ihrer Persönlichkeit in der Zeit, fühlend, beobachtend, urteilend und kämpfend für eine bessere Zeit", hat Oskar Maria Graf über Lina Haags Buch geschrieben, das er "einen unendlichen Liebesbrief" nannte. Der Schriftsteller war mit Alfred und Lina Haag befreundet. Bei seinen seltenen Abstechern aus dem New Yorker Exil hat er in München auch bei ihnen gewohnt.

Erinnerung an Lina Haag

Im Juni 2012 ist Lina Haag im Alter von 105 Jahren in München gestorben. Bis ganz kurz vor ihrem Tod war ihr Geist noch wach und scharf. Sie war schon über 100, als Urenkelin Franziska ihrer "Nona" zeigte, wie Facebook und die Welt der Social Media funktionieren. Lina Haag hörte zu, ließ sich erklären, was da heute so alles an persönlichen Informationen für alle Welt sichtbar wird, dachte nach und sagte dann: "Kindle, aber das ist gefährlich."

Urenkelin Franzi Seßler (33) hat viel von ihrer "Nona" aufgesaugt. Zum Beispiel, wie wichtig es ist, gesellschaftliche Tendenzen kritisch zu beobachten. Und dass man das Verhalten seiner Mitmenschen zwar hinterfragen muss, aber dabei nie die Hoffnung auf das Gute im Menschen verlieren darf. Seit ihrer Jugend engagiert Franzi sich politisch, ihren Beruf als Designerin nutzt sie auch dazu, KZ-Gedenkstätten zu unterstützen. Seit einem Jahr gehört Seßler dem Präsidium der Lagergemeinschaft Dachau an. Wie kann und soll Erinnerung erfolgen, wenn bald auch die allerletzten Zeitzeugen gestorben sind? "Zeitzeugen von Zeitzeugen" kommt hier eine besondere Bedeutung zu. Franzi Seßler als Urenkelin von Alfred und Lina Haag weiß gewissermaßen "hautnah", dass die Erinnerung an das Leben derer, die widerstanden, nicht nur Verpflichtung ist, sondern viel mehr: ein wertvolles Erbe.

Literatur und Quellen

Lina Haag: Eine Hand voll Staub. Widerstand einer Frau 1933 bis 1945. Mit einem Nachwort von Barbara Distel. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main, 1995 (»Schwarze Reihe«). ISBN 978-3-596-12619-4 Lina Haag: Eine Hand voll Staub. Widerstand einer Frau 1933 bis 1945. Mit einem Nachwort von Barbara Distel. Silberburg Verlag, Tübingen, 2004 (2. Edition), 256 Seiten. ISBN 978-3-87407-581-7Lina Haag: Eine Hand voll Staub. Widerstand einer Frau 1933 bis 1945. Mit einem Nachwort von Barbara Distel. dtv, München, 2005, 256 Seiten. ISBN 978-3-423-34258-2

              

Lina Haag: Eine Hand voll Staub. Widerstand einer Frau 1933 bis 1945. Mit einem Nachwort von Barbara Distel.

Das erstmals 1947 erschienene Zeitzeugnis wurde seit 1995 von drei Verlagen herausgegeben, ist derzeit aber nur antiquarisch erhältlich.

Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main, 1995 ("Schwarze Reihe"). ISBN 978-3-596-12619-4

Silberburg Verlag, Tübingen, 2004 (2. Edition), 256 Seiten. ISBN 978-3-87407-581-7

dtv, München, 2005, 256 Seiten. ISBN 978-3-423-34258-2

Broschüre zu Lina Haag, Dachau-Preis für Zivilcourage

Ausstellung "Frauen im Widerstand gegen Nationalsozialismus"

Die Ausstellung "Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus" stellt Frauen vor, die sich mutig gegen das NS-Regime gestellt haben. Diese Frauen halfen jüdischen Bürgerinnen und Bürgern, besorgten gefälschte Papiere, organisierten den Widerstand oder verteilten Schriften. Die Ausstellung zeigt prominente und weniger bekannte Frauen aus allen sozialen Schichten und politischen Lagern und verdeutlicht die Vielschichtigkeit des Widerstands sowie die Bedeutung dieser Geschichte für uns heute. Das Dossier mit den Porträts aller Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus finden Sie unter diesem Link.

Die Plakatausstellung ist ab 299 Euro in den Formaten A1, A2 und A3 erhältlich. Die Ausstellung eignet sich besonders für Bildungseinrichtungen wie Bibliotheken, Schulen, Volkshochschulen, aber auch für Gemeinden, Kommunen oder Verbände. LeihnehmerInnen erhalten kostenloses Pressematerial sowie eine Plakatvorlage und Pressefotos für die Werbung.  Weitere Infos zur Ausstellung: ausstellung-leihen.de/frauen-widerstand-ausstellung

Diese Frauen sind Teil der Ausstellung "Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus”:

  1. HANSCHE, Hildegard (1896-1992)  
  2. VADERS, Maria (1922-1996)  
  3. INAYAT KHAN, Noor-un-Nisa (1914-1944) 
  4. SEIDENBERGER, Maria (1927-2011) 
  5. STREWE, Lucie (1887-1981) 
  6. BEEK, Cato Bontjes van (1920-1943) 
  7. MOLTKE, Freya Gräfin von (1911-2010) 
  8. ROTHE, Margaretha (1919-1945) 
  9. BERGER, Hilde (1914-2011) 
  10. LEBER, Annedore (1904-1968) 
  11. KARMINSKI, Hannah (1897-1943) 
  12. OVEN, Margarethe von (1904-1991) 
  13. FITTKO, Lisa (1909-2005) 
  14. HAAG, Lina (1907-2012) 
  15. ABEGG, Elisabeth (1882-1974) 
  16. MENSAH-SCHRAMM, Irmela (*1945) 
  17. REICHERT-WALD, Orli (1914-1962)
  18. KERN, Katharina Käthe (1900-1985)

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